Markus K. wohnt im neunerhaus Hagenmüllergasse. Burnout und Depression haben bei dem 41-Jährigen nicht nur zum Wohnungsverlust geführt, sondern auch Freundschaften gekappt. Ein Gespräch darüber, was eine Depression mit einem macht und was dazugehört, um sich zu Hause zu fühlen – mit sich selbst und in den eigenen vier Wänden.
Markus K. bewohnt im neunerhaus Hagenmüllergasse eine Ein-Zimmer-Wohnung. 15 bis 20 Quadratmeter groß ist die Wohnung – ungefähr, so genau weiß er es nicht. Größer dürfte die Wohnung gar nicht sein, „sonst krieg ich einen Stress mit dem Aufräumen“, lacht er. Hier fühlt er sich zum ersten Mal zu Hause, fühlt sich sicher, hat sogar begonnen, die Wohnung ein bisschen zu dekorieren. Es war ein langer Weg bis hierher. Ein Weg, auf dem er mit vielen Dämonen zu ringen hatte, wie er sein Burnout, seine Depression und seine Alkoholsucht nennt.
Wohnungsverlust und Kontaktabbrüche
„Wie, wenn ich in einem Fernseher stecken würde. Ich hatte meine Geschichte, ich hatte Gespräche, aber nichts war spürbar“, zeichnet Markus K. die Gefühlswelt seiner Depression nach. Diese nimmt ihm „als Erstes immer auch die Kommunikation weg. Obwohl man die Leute gerne mag, kann man nicht abheben, wenn sie anrufen.“ Markus K. erkrankte an Burnout, später an einer Depression. Er zieht sich immer mehr zurück, bricht Kontakt zu Freund*innen ab, verliert schließlich die Wohnung.
Wenn du in einer Depression drinnen steckst, hast du Schwierigkeiten auf dich zu schauen, auf die Wohnung zu schauen, Sozialkontakte zu halten.
Markus K. erzählt, was die Depression bei ihm ausgelöst hat.
Nach der Delogierung übernachtet Markus K. zunächst in einer Notschlafstelle und zieht dann ins neunerhaus Billrothstraße ein. Als dieses 2022 zu einem Chancenhaus für junge Erwachsene umgebaut wurde, stand der Umzug ins neunerhaus Hagenmüllergasse an. In einer Zeit, in der seine Dämonen die Kontrolle über ihn hatten. „Der Wechsel war ein extremer Stress für mich, weil ich da gerade ziemliche Struggle hatte und durch meine Wohnungslosigkeit Traumata mitgenommen habe. Mit Umbrüchen habe ich mir ziemlich schwergetan.“ Dass er wieder in ein neunerhaus Wohnhaus kam, war ihm wichtig. Auf Anhieb fühlte er sich im Wohnhaus im dritten Wiener Gemeindebezirk wohl. Nach einiger Zeit in der Hagenmüllergasse begab er sich in stationäre Therapie. Heute hat er seine Alkoholsucht im Griff. Wenn er merkt, dass es ihm schlecht geht, hat er seine „Werkzeuge, um nicht mehr in diese tiefen Löcher zu fallen.“ Auch seine Sozialarbeiterin im neunerhaus Hagenmüllergasse ist ein „wichtiger Ankerpunkt“ für ihn. Dass er sie immer aufsuchen kann und ihr ehrlich sagen kann, wie es ihm geht, „das ist so ein Sicherheitsnetz für mich“, erzählt er.
Das Gefühl von zu Hause
Für den gelernten Einzelhandelskaufmann bedeutet Wohnen mehr als nur die eigenen vier Wände. Als er ohne eigene Wohnung dastand, habe er gemerkt, wie ihm die Gesellschaft „einen Stempel aufdrückte.“ Er sei mit Vorurteilen konfrontiert gewesen. Er führt das darauf zurück, dass sich die Leute keine Gedanken darüber machen, wie der Weg zum Verlust der Wohnung aussieht und ist überzeugt: „Es kann ganz schnell passieren und jeden treffen.“
Markus K. blickt nach vorne, spricht über seine Zukunft, möchte wieder Freund*innen finden, die er dann in seine Wohnung einladen kann. Diese ist jetzt dekoriert und so hergerichtet, dass er jederzeit Besuch empfangen kann: „Die Wohnung ist super. Ich bin super (lacht). Alles super.“
Das neunerhaus Hagenmüllergasse ist ein buntes Haus für ehemals wohnungslose Personen und Paare unterschiedlichen Alters und Unterstützungsbedarfs. Ein multiprofessionelles Team ist für die Bewohner*innen da. Diese werden durch den Alltag begleitet und bei der Erarbeitung ihrer individuellen Wohn- und Lebensperspektiven professionell unterstützt.