Warum ist verdeckte Wohnungslosigkeit oft weiblich?

Sie sind da, aber nicht sichtbar. Frauen in der Wohnungslosigkeit. Wir beantworten die Frage, warum man bei frauenspezifischer Wohnungslosigkeit auch von verdeckter Wohnungslosigkeit spricht.

Frauen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, nehmen über Monate oder Jahre hinweg sehr viel in Kauf, um nicht auf der Straße leben oder schlafen zu müssen. Sie kommen beispielsweise bei Freund*innen oder Bekannten unter, ertragen häusliche Gewalt und/oder geraten in Abhängigkeitsbeziehungen. Frauen tun oft viel dafür, nicht als wohnungslos wahrgenommen zu werden. Sie scheinen in keiner offiziellen Statistik auf, in der Gesellschaft bleiben sie weitestgehend unsichtbar. Deshalb spricht man im Zusammenhang von Frauen und Wohnungslosigkeit häufig von verdeckter Wohnungslosigkeit.

Wie hoch ist der Anteil von Frauen in der Obdach- und Wohnungslosigkeit?

In Österreich sind knapp 20.000 Menschen von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit betroffen. Insgesamt liegt der Anteil an obdach- und wohnungslosen Frauen bei etwa einem Drittel. Erfasst sind jedoch nur jene Frauen, die als wohnungslos registriert sind – weil sie zum Beispiel Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen. Wie viele Frauen also tatsächlich obdach- oder wohnungslos sind, liegt im Dunkeln.

Warum suchen sich obdach- und wohnungslose Frauen nicht einfach Hilfe?

Hilfsangebote der Wohnungslosenhilfe sind vorrangig auf Männer zugeschnitten. In gemischtgeschlechtlichen Notquartieren fühlen sich wohnungslose Frauen oft unsicher. Nicht selten treffen sie dort auf jene Personen, die ihnen Gewalt angedroht oder angetan haben. Viele meiden auch aus Scham und Stigmatisierung Einrichtungen für wohnungs- und obdachlose Menschen. So bleiben sie in der verdeckten Wohnungslosigkeit und damit für Unterstützungsangebote nicht erreichbar.

Welche Unterstützungsangebote brauchen obdach- und wohnungslose Frauen?

Damit mehr Frauen erreicht werden können, die sonst in verdeckter Wohnungslosigkeit bleiben, braucht es in der Wohnungslosenhilfe zielgruppengerechte und frauenspezifische Angebote, ausreichend Schutzräume sowie Beratung und Unterstützung. So gibt es bereits in einem der neunerhaus Wohnhäuser eine eigene Etage, deren Wohnungen ausschließlich Frauen zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus braucht es:

  • raschen Zugang zu langfristigen und leistbaren Wohnmöglichkeiten für Frauen (und ihre Kinder)
  • spezifische Unterstützung für Frauen
    • unter 25 Jahre
    • mit psychischen Erkrankungen, Suchterkrankungen
    • mit Pflegebedarf

Warum ist Housing First für Frauen in verdeckter Wohnungslosigkeit besonders gut geeignet?

Zuerst die eigene Wohnung, dann alles andere. Eine eigene Wohnung bietet Schutz, Stabilität und Sicherheit – gerade für Frauen in verdeckter Wohnungslosigkeit. Für neunerhaus ist Housing First der Plan A, wenn es um die Beendigung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit geht. Und unsere Zahlen bestätigen, dass eine eigene, dauerhafte und leistbare Wohnung die beste Lösung für Frauen in verdeckter Wohnungslosigkeit ist: Über 50% Frauen nutzen unsere Housing First Angebote.

Wie viele Frauen erreicht neunerhaus mit seinen Angeboten?

Knapp 40% der Bewohner*innen in den drei neunerhaus Wohnhäusern sind Frauen. Im neunerhaus Gesundheitszentrum wurden 2023 fast 6.000 Patient*innen versorgt, 37% davon waren Frauen. Immer mehr Frauen absolvieren den Zertifikatskurs Peer-Mitarbeiter*innen der Wohnungslosenhilfe am neunerhaus Campus.