Peer-Mitarbeiter*innen, die in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe tätig sind, haben selbst Erfahrungen mit Obdach- oder Wohnungslosigkeit gemacht. In Wien bildet neunerhaus Peer-Mitarbeiter*innen aus. Warum Peer-Arbeit wichtig ist und woher der Begriff stammt? Wir geben einen Überblick.
Warum ist Peer-Arbeit wichtig?
Von Peer-Arbeit profitieren Menschen, die von Wohnungs- und Obdachlosigkeit betroffen sind, Peer-Mitarbeiter*innen selbst, die Wohnungslosenhilfe und die Gesellschaft als Ganzes.
Auf persönlicher Ebene
Menschen, die von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit betroffen waren oder sind, werden häufig stigmatisiert und ausgegrenzt. Sie wissen, wie sich soziale Isolation und Einsamkeit anfühlen. Im 7-monatigen Zertifikatskurs am neunerhaus Peer Campus knüpfen die Teilnehmer*innen wertvolle Kontakte: Zu anderen Peers, zu Expert*innen und im Rahmen der verpflichtenden Praktika zu Mitarbeitenden der Wohnungslosenhilfe. Kurz: Sie schließen Freundschaften und stärken ihr soziales Netzwerk. Und, so wie Marianne R. erzählen uns Peer-Mitarbeiter*innen immer wieder, dass sie durch die Ausbildung und ihre Arbeit als Peer-Mitarbeiter*innen wieder zu mehr Selbstvertrauen gefunden haben.
Für die Gesellschaft
Wohnungs- und Obdachlosigkeit hinterlassen Lücken im Lebenslauf. Lücken, die bei der Jobsuche oftmals eine große Hürde darstellen. Hier setzt die Ausbildung am neunerhaus Peer Campus an: Im Zertifikatskurs lernen die Teilnehmenden, ihr Erfahrungswissen nutzbar zu machen. So wird die Lücke in der Biografie zu einer wertvollen Expertise in der Wohnungslosenhilfe. Die Ausbildung schafft Hürden zum Arbeitsmarkt ab, sichert Einkommen und ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben.
In der Wohnungslosenhilfe
Menschen, die von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen sind, stehen Peer-Mitarbeiter*innen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, oftmals aufgeschlossener gegenüber. Peer-Mitarbeiter*innen in der Wiener Wohnungslosenhilfe erleichtern damit den Zugang und Vertrauensaufbau zur Zielgruppe und wirken innerhalb ihres Teams, indem sie die Perspektive der Betroffenen einbringen.
Peer – eine Begriffserklärung
Der Begriff Peer stammt aus dem Englischen und lässt sich mit Gleichrangige*r, Gleiche*r oder Gleichgestellte*r übersetzen. Der Begriff wird in verschiedenen Kontexten verwendet, zum Beispiel, um gleichaltrige Menschen oder Menschen einer bestimmten Berufsgruppe zu beschreiben. Spricht man von Peer-Arbeit ist damit gemeint, dass Peer-Mitarbeiter*innen ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wie die Menschen, mit denen sie arbeiten.