Die Schauspielerin Proschat Madani lässt sich für unsere Kampagne Jede*n kann es einmal auf die Schnauze hauen mit retuschierter Zahnlücke ablichten und erzählt, was für sie eine gute Gesellschaft ausmacht.
Warum unterstützen Sie neunerhaus?
Proschat Madani: Ich komme gerade aus Berlin und da ist es, glaube ich, nochmal krasser als in Wien. Es ist ganz normal, dass man auf die Straße geht und nach einer Minute kommt jemand und bettelt um Geld. Aber auch in Wien wird die Armut immer spürbarer. Früher habe ich jedem*r etwas gegeben, bis ich eingesehen habe, dass das nicht die Lösung sein kann. Das macht mich hilflos und traurig. Deshalb finde ich es so großartig, dass es neunerhaus gibt, das professionell und effizient Hilfe leistet, wo Hilfe gebraucht wird. Und wenn ich neunerhaus mit meinen bescheidenen Möglichkeiten unterstützen kann, bin ich es, die dankbar ist. So fühle ich mich weniger hilflos.
Was gefällt Ihnen an dieser Kampagne?
Madani: Es kann jeden einmal auf die Schnauze hauen – das stimmt einfach. Gerade in unseren heutigen Zeiten, wo die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht und wo die Mittelschicht immer poröser wird, kann das leicht passieren. Wir dürfen auch nie vergessen, dass wir oft auch einfach nur Glück haben, wenn wir ohne gröbere Blessuren durchs Leben kommen. Nicht jede*r hat dieses Privileg. Eine Gesellschaft, die empathisch ist, sich für die, die weniger Glück haben, einsetzt, ist für alle gut. Auch für die vermeintlichen „Gewinner“. Ich finde, dass eine gute Gesellschaft sich darin widerspiegelt, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht. Auf die Schnauze zu fallen ist keine Schande – aber es ist eine Schande, nicht zu helfen, wenn man helfen kann.
Ich finde, dass eine gute Gesellschaft sich darin widerspiegelt, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht.
Proschat Madani
Hatten Sie schon einmal einen „Schnauzen-Moment“?
Madani: Ich bin bisher verschont geblieben. Wie jeder andere Mensch habe auch ich schon schwierige Phasen in meinem Leben gehabt, aber ich wurde immer unterstützt, so dass ich gar nicht auf die Schnauze fallen konnte. Das ist ein großes Glück, ein großes Privileg. Aber auch für mich gibt es keine Garantie. Für niemanden. Die einzige Absicherung ist, in einer Gesellschaft zu leben, in der das Fallen abgefangen und beim Aufstehen geholfen wird. In der ich mich nicht alleine fühle und auch nicht an meinem Wert verliere, weil ich mal auf die Schnauze gefallen bin.
Was hilft beim Aufstehen?
Madani: Nicht alleine zu sein. Eine helfende Hand. Dieses Gefühl, dass die Situation nicht hoffnungslos und trostlos ist, und dass man gehört und gesehen wird. Das ist zum Beispiel etwas, das ich an all den Kampagnen von neunerhaus sehr wichtig finde – dass der Fokus auf Menschen gerichtet ist, die sonst nicht gesehen werden. Und wenn man sie sieht, schaut man gerne weg. Ich finde es sehr wichtig, dort hinzuschauen, wo es einem vielleicht selber auch weh tut.