neunerhaus war dieses Jahr Kooperationspartner bei der IDEALE, der Konferenz für wertebasierte Kommunikation.
Nach zwei erfolgreichen Jahren ging die IDEALE, die Konferenz für wertebasierte Kommunikation, in die dritte Runde und fand am 28. September 2023 im Reaktor in Wien statt. neunerhaus war dieses Jahr offizieller Kooperationspartner und brachte die Perspektive der Organisation in die Programmgestaltung mit ein. neunerhaus Geschäftsführerin Daniela Unterholzner hielt im Rahmen einer Breakout Session eine Key Note über Framing in Bezug auf das Thema „Obdach- und Wohnungslosigkeit“.

IDEALE Barometer
Im Vorfeld der IDEALE Konferenz 2023 wurden die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die vom Zielgruppen Büro durchgeführt wurde. 1.000 Menschen mit Wohnsitz in Österreich wurden dabei zu ihren Werten, ihrem Engagement und ihren Sorgen befragt. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Menschen in Österreich machen sich vor allem über Mieten, Teuerung und ihre Zukunft Gedanken.
Die Sorge um die Teuerung steht an erster Stelle und überschattet alle anderen Bedenken. 84 Prozent der Befragten machen sich Sorgen über die Inflation, gefolgt von Nahrungsmittelpreisen (81 Prozent), Energiekosten (81 Prozent) und Mietkosten (73 Prozent). Auf dem vierten Platz steht die Sorge über die steigende Armut in Österreich, die von drei Vierteln der Befragten geteilt wird.
Während im Jahr 2021 noch 40% der Befragten glaubten, dass sich Österreich in die richtige Richtung entwickelt, sind es dieses Jahr nur noch 14%. Auch der Blick auf die Zukunft ist düster: Nur etwa jeder Fünfte blickt positiv in die Zukunft. Mehr als die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass die nächste Generation es schlechter haben wird als die aktuelle.
Mit Scham, Schande und Schnauze
In der Breakout Session von Daniela Unterholzner ging es darum, wie wir Obdachlosigkeit kontextualisieren und kommunizieren – um die Verwendung von sogenannten „Frames“, also Deutungsrahmen. Jede Aussage oder jedes Wort erzeugt Gedanken bei Adressat*innen: Bilder, Gerüche, Geräusche oder Erlebnisse werden hervorgerufen und bilden einen Rahmen für eine Botschaft.
Framing bedeutet, dass unterschiedliche Formulierungen mit gleichem Inhalt verschiedene Auswirkungen auf das Verhalten von Empfänger*innen haben können. Der sogenannte „Framing-Effekt“ beschreibt also, dass Informationen je nach Realitätswahrnehmung unterschiedlich ankommen. Kommunikation ohne Framing gibt es nicht. Auch wenn das meist unbewusst geschieht, unterliegt Sprache immer einer Art Rahmen, der von Vorstellungen, Erfahrungen und Vorurteilen geprägt ist. Dieser kann also durchaus dabei helfen, Aussagen und Worte mit komplexen Inhalten besser zu verstehen.
neunerhaus hat Expertise im Umgang mit sensiblen Themen. „Wir zeigen ein differenziertes Bild von Wohnungslosigkeit, durchbrechen Klischees und möchten so zu Entstigmatisierung beitragen“, so Daniela Unterholzner. „Deshalb achten wir auf die Frames, die wir in unserer Kommunikation benutzen – sowohl in Bezug auf unsere Sprache als auch bei den Fotos, die wir verwenden. neunerhaus weicht ab vom stereotypen Bild des bärtigen Mannes auf der Parkbank, das Passivität und Hoffnungslosigkeit suggeriert. Stattdessen ist unser Anliegen zu zeigen, dass Wohnungslosigkeit vielfältig und eine überwindbare Phase ist – und zeigen betroffene Menschen in ihrer Individualität und Stärke.“
Der neunerhaus Claim „du bist wichtig“ bedeutet für uns: Ich nehme dich ernst. Du bist Teil der Gesellschaft. Ich höre dir zu und lasse dich zu Wort kommen. Dies spiegelt sich auch in Kampagnen wie „Schande und Scham“ oder „Jede*n kann es einmal auf die Schnauze hauen“ wider.