„Goldfische waren eher unspannend“

Theater- und Filmschauspielerin Nicole Beutler im Gespräch mit Geschäftsführerin Daniela Unterholzner

© Christoph Liebentritt

Daniela Unterholzner: Ihre Hündin Amber ist heute dabei und weicht nicht von Ihrer Seite. Hatten Sie immer schon eine besondere Bindung zu Tieren?

Nicole Beutler: Ich durfte als Kind keine Tiere haben, ich wollte immer. Irgendwann hatten wir Goldfische, das war natürlich nicht so wahnsinnig spannend! Erst mit Mitte Zwanzig hatte ich dann meinen ersten Hund, und von da an hatte ich – mit einer längeren berufsbedingten Pause – immer Hunde. Immer aus dem Tierheim.

Unterholzner: Sie sind sehr stark im Tierschutz verankert. Warum?

Beutler: Es ist mir ein Anliegen. Es ist gewachsen in mir, eben seit meiner ersten Begegnung mit Tierheimhunden, und mit all der Dankbarkeit und Liebe, die diese Tiere zurückgeben. Sie wissen einfach instinktiv genau, wenn sie nach Hause geholt werden, dass sie jetzt angekommen sind.

Unterholzner: Das heißt, bei Ihrer Hündin war‘s Liebe auf den ersten Blick – oder ein langsames Annähern?

Beutler: Ich bin auf die spanische Hunderasse Podenco gekommen, weil mein zweiter Hund ein Mischling aus Spanien war. Podencos und Galgos werden in Spanien unter schlimmsten Bedingungen für die Jagd gehalten und oft auf qualvolle Weise getötet, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Natürlich kann man sagen, warum holst du dir nicht Tiere von hier, aber für mich sind das nun mal Seelenhunde geworden – deshalb engagiere ich mich nicht nur im heimischen, sondern auch im spanischen Tierschutz.

Unterholzner: Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie gerne noch machen möchten?

Beutler: Beruflich habe ich noch sehr viel vor. Privat überlege ich seit einiger Zeit, ob ich mich nicht gemeinsam mit meinem Mann und Amber in ein paar Jahren von Österreich verabschiede. Ich möchte in einem Land leben, in dem die Menschen offen und tolerant sind. Ich habe den Eindruck, Österreich macht diesbezüglich gerade einen Rückschritt.

© Christoph Liebentritt

Unterholzner: Wie erleben Sie die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen hierzulande?

Beutler: Ich glaube, was verloren gegangen ist, vor allem während der Pandemie, ist dieses Miteinander. Es ist ein Riss durch die Gesellschaft gegangen. Und ich frag mich auch, wann es modern wurde, Menschen, die anderer Meinung sind, sofort als Feind zu sehen. Wir sind an einem Punkt, wo Österreich genau vor hundert Jahren war. Wir sind wieder in den 20er Jahren, und es ist entsetzlich, was sich hier gerade tut auf politischer, sozialer, gesellschaftlicher Ebene.

Unterholzner: Was wünschen Sie neunerhaus? Oder der Gesellschaft?

Beutler: Erst einmal möchte ich neunerhaus danken für diese ungemein wichtige Arbeit, die ihr macht. Ich wünsche euch, dass ihr darauf weiter aufbauen könnt – dass ihr sehr vielen weiteren Menschen und Tieren so helfen könnt, wie ihr es tut. Ich wünsche euch auch, dass ihr jede Menge Unterstützung bekommt und ihr Menschen, die sich vielleicht damit überhaupt noch nicht beschäftigt haben, davon überzeugen könnt, wie wichtig dieser soziale Aspekt ist. Und ich trage gern auch meinen Teil dazu bei.

Unterholzner: Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person

Schauspielerin Nicole Beutler (geb. 1969) startete ihre Karriere am Theater und wirkte in Serien wie Schlosshotel Orth, Bernds Hexe, Vorstadtweiber und Walking On Sunshine mit. Sie spricht fließend Englisch und Französisch und arbeitet international in Film und TV (Klimt, Princesse Marie, The Bucket, The Serpent). Als Chansonnière steht sie regelmäßig auf der Bühne. Als Sprecherin kennt man ihre Stimme u.a. aus Universum Dokus. Im Herbst erscheint der Kinofilm „Rickerl“, den sie unter der Regie von Adrian Goiginger gedreht hat.

Dieser Beitrag ist in den neuner News #49 erschienen.