Moderatorin und Autorin Barbara Stöckl verrät im Gespräch mit Daniela Unterholzner, wie sie Kraft tankt, um anderen ein Anker sein zu können und wie ihrer Meinung nach Hilfe am besten gelingt.

Daniela Unterholzner: Was ist Ihr persönlicher Anker?
Barbara Stöckl: Ein Anker ist alles, was mich hält, was mich stützt, was mich nach Hause kommen lässt. Das sind in erster Linie mein soziales Umfeld, mein Mann und meine Familie – meine Mutter, meine Geschwister, meine Freunde. Darüber hinaus ist es auch die Natur: Ich merke einfach, dass das Spazierengehen in der Natur ein ganz wichtiger Ausgleich ist, gerade in sehr belastenden Zeiten. Die Natur schenkt einem Kraft, die man anderswo nicht findet.
Unterholzner: Wie kann man selbst anderen Menschen Halt und Orientierung geben, ein Anker sein?
Stöckl: Ich wuchs als eines von fünf Geschwistern auf. Von klein auf waren für mich Themen wie Miteinander, Füreinander, Teilen, Streiten und Konflikte austragen sehr präsent. Durch diese Erfahrung kann ich in meinem beruflichen Umfeld, in meinem ehrenamtlichen Engagement und vor allem auch in meinem Privatleben ein Anker sein. Für mich bedeutet Anker sein, sich anderen im persönlichen Gespräch zuzuwenden
Unterholzner: Was braucht es Ihrer Meinung nach, damit Hilfe wirksam ist und Halt gibt?
Stöckl: Für mich braucht Hilfe Verbindlichkeit. Nehmen wir zum Beispiel die Sozialarbeit – das ist eine Hilfestellung, auf die man sich verlassen können muss. Die beständig sein und Halt geben soll. Gleichzeitig lässt der Anker das Boot ja auch wieder los, wenn die Phase des Haltgebens, des Unterstützens nicht mehr benötigt wird. Dieser Ansatz – also die Hilfe zur Selbsthilfe – sollte immer das Ziel sein.
Unterholzner: Gab es in Ihrer beruflichen Lauf- bahn Begegnungen, an die Sie sich besonders gerne erinnern und die Ihnen Kraft gegeben haben?
Stöckl: Das Faszinierendste an meiner Arbeit ist die Vielfalt an Menschen, denen ich begegne. Egal, wie viel Scheinwerferlicht auf uns gerichtet ist, im Kern eint uns das Mensch-Sein. Ich habe das Privileg, dieses Mensch-Sein in meinen Gesprächen aufzuspüren. Gut in Erinnerung bleiben mir Begegnungen mit Menschen, die mich in ihre Lebenswelten schauen lassen. Da lerne ich wahnsinnig viel. Zum Beispiel, dass Hilfe am allerbesten gelingt, wenn man auf Augenhöhe agiert und wenn alle Seiten Dankbarkeit zeigen: Geben zu dürfen, Helfen zu dürfen. Das macht mich zutiefst dankbar.
Unterholzner: Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person
Barbara Stöckl (geb. 1963) besuchte ein Sportrealgymnasium und studierte anschließend Technische Mathematik. Sie arbeitet als TV-Journalistin, Redaktionsleiterin, Moderatorin und Produzentin. Sie ist Licht ins Dunkel-Botschafterin und Ombudsfrau der Kronenzeitung. Aktuell moderiert Barbara Stöckl im ORF die Talk-Formate Stöckl und Stöckl Live.
Dieses Interview ist in der 52. Ausgabe der neuner News erschienen.