Gute Frage: Was bedeutet Housing First?

Obdachlosigkeit beenden, indem obdach- und wohnungslose Personen direkt wieder eine eigene Wohnung bekommen: Das sozialpolitische Konzept Housing First wurde in den 1990er Jahren erstmals umgesetzt und hat die Wohnungslosenhilfe seither nachhaltig verändert.

Das Mittel, das am besten gegen Wohnungslosigkeit hilft, ist eine eigene Wohnung. Deshalb entstand in den 1990er Jahren in den USA das Konzept Housing First. Die Idee ist einfach: Obdach- und wohnungslose Menschen bekommen so rasch wie möglich wieder eine eigene Wohnung – mit eigenem Schlüssel und eigenem Mietvertrag. Dazu gibt es sozialarbeiterische Hilfe nach Bedarf. Mit der Zeit wurde Housing First auch in anderen Ländern umgesetzt – zum Beispiel in Deutschland oder auch in Finnland, wo die Zahl der wohnungs- und obdachlosen Menschen seither kontinuierlich abnimmt.

2012 wurde Housing First von neunerhaus in Zusammenarbeit mit dem FSW und anderen Sozialorganisationen in Wien eingeführt – zuerst im Rahmen eines Pilotprojekts. Die Ergebnisse der dreijährigen Testphase haben überzeugt, mittlerweile ist Housing First zum festen Bestandteil der Wiener Wohnungslosenhilfe geworden. So konnte neunerhaus 2021 die 200. Housing First Wohnung vermitteln.

Was ist das Besondere an Housing First?

Housing First hebt sich von anderen Formen der Wohnungslosenhilfe vor allem dadurch ab, dass keine Bedingungen an die eigene Wohnung geknüpft sind. Besonders für Menschen, die mit den Herausforderungen und Belastungen eines Lebens auf der Straße konfrontiert sind, sind Anforderungen wie Abstinenz oder die verpflichtende Behandlung psychiatrischer Erkrankungen oft zu hochschwellig. Bei Housing First kommt erst die Wohnung, dann alles weitere.

Deshalb sind Nutzer*innen bei Housing First zuallererst Mieter*innen, die neben dem Zahlen der Miete keine weiteren Bedingungen erfüllen müssen. Voraussetzung für eine Housing First Wohnung ist ein eigenes Einkommen (z.B. Erwerbseinkommen, AMS-Bezug, Bedarfsorientierte Mindestsicherung, Pension), das die Finanzierung von Wohnkosten und Lebensbedarf ermöglicht.

Wie funktioniert Housing First bei neunerhaus?

neunerhaus vermittelt obdach- und wohnungslosen Menschen eine Wohnung mit eigenem Hauptmietvertrag. Ein interdisziplinäres Betreuungsteam bietet Beratung, psychosoziale Hilfe und Unterstützung bei rechtlichen und behördlichen Angelegenheiten an. Wichtig ist hervorzuheben, dass diese Unterstützung an den jeweiligen Bedarf und die individuelle Situation angepasst wird und auf freiwilliger Basis erfolgt. Die Beratungs- und Unterstützungsangebote von neunerhaus können auch nach der Phase des Einzugs weiter beansprucht bzw. wieder aufgegriffen werden.

Wo kommen die Housing First-Wohnungen her?

2017 gründete neunerhaus das Tochterunternehmen neunerimmo. In Zusammenarbeit mit Sozialorganisationen und Partner*innen aus der Immobilienbranche vermittelt neunerimmo u.a. leistbaren Wohnraum für Housing First.