Immer mehr Frauen absolvieren bei neunerhaus die Ausbildung zur Peer-Mitarbeiter*in in der Wohnungslosenhilfe. Sarah W. ist eine von ihnen. Die Ausbildung ermöglicht der 40-jährigen Alleinerzieherin, die selbst Phasen der Obdachlosigkeit kennt, nicht nur den Einstieg ins Berufsleben. In der siebenmonatigen Ausbildung hat sie gefunden, was ihr lange Zeit fehlte: Akzeptanz und ihren Platz in der Gesellschaft. Ein Protokoll.
„Hier muss ich mich nicht verstecken, ich muss mich in der Arbeit nicht verstecken, ich muss meine Narben nicht verstecken. Ich kann ich sein. Ich wurde immer schnell als Ex-Junkie, als Süchtlerin abgestempelt und in diese Schublade gesteckt. Und das war’s dann, Endstation.
Ich finde es gut, dass es die Möglichkeit dieser Ausbildung (Anm. Zertifikatskurs Peer-Mitarbeiter*in am neunerhaus Peer Campus) gibt. Ich habe 21 Jahre Drogensucht hinter mir, 17 Jahre lang habe ich nicht gearbeitet. Hier werde ich in das Arbeitsleben eingegliedert und mir wird Wertschätzung und Akzeptanz entgegengebracht. Schon im Bewerbungsprozess habe ich diese Akzeptanz erfahren. Bevor ich wusste, ob ich den Kurs absolvieren kann, wurde mir vermittelt: Du bist wichtig. Insbesondere unsere Kursleiterin Johanna G. hat mir das Gefühl gegeben: Wir schaffen das, weil du wichtig bist.
Den eigenen Platz finden
In diesen sieben Monaten habe ich viele Dinge aufgearbeitet, vieles ist mir bewusst geworden. Auf eine ganz positive Art und Weise, weil ich eine neue Perspektive gekriegt habe.
In meiner Abschlussarbeit geht es darum, den eigenen Platz zu finden. Das war in meinem Leben immer Thema. Wo ist mein Platz in der Gesellschaft, aber auch, welchen Platz geben mir die anderen? Welchen Platz nimmt eine Suchterkrankte ein? Wenn du deinen Platz in der Gesellschaft nicht hast, als Mama nicht hast, in einer toxischen Beziehung bist, dann kannst du nicht arbeiten, dein Kind nicht großziehen. Ich habe meinen Platz gefunden. Das kann ich heute sagen. Ich weiß nicht, was morgen ist, ich weiß nicht, was in einem halben Jahr ist, aber jetzt, habe ich ihn definitv gefunden.“