Jeder Tag ist anders im neunerhaus Café

Das neunerhaus Café serviert guten Kaffee, ein gesundes Mittagessen und bietet einen Ort, an dem sich jeder wohlfühlen kann und bei Bedarf Unterstützung und Beratung für obdach- und wohnungslose Menschen. Wie die Sozialarbeit im neunerhaus Café aussieht und was die Besucher*innen gerade am meisten beschäftigt, erzählt Stephanie S., sie ist Sozialarbeiterin im Café.

 © neunerhaus

Wie würdest du als Sozialarbeiterin das neunerhaus Café beschreiben?

Das Café ist ein offener, gemütlicher Ort, der sehr viel Herzlichkeit ausstrahlt. Es stellt keine Anforderungen an die Menschen, die zu uns kommen. Hier kann man Kaffee trinken, da sein, entspannen und die Zeit genießen. Wenn man nicht möchte, dann muss man keine Dokumente ausfüllen. Wenn man psychisch belastet ist oder Probleme hat, kann man an die Sozial- und Peer-Arbeit herantreten und sich uns anvertrauen. Wir arbeiten sehr personenzentriert und nehmen uns Zeit. Je nachdem, wie wir die Situation gerade einschätzen, besprechen wir das Anliegen sofort oder vereinbaren einen Termin.

Was sind deine Aufgaben als Sozialarbeiterin im neunerhaus Café?

Meine Aufgaben liegen im niederschwelligen Beratungsbereich. Wir beraten Menschen, die von Obdach- oder Wohnungslosigkeit oder Armut betroffen sind. Das Beratungsangebot umfasst Informations- und Orientierungshilfe, bedarfsorientierte Weitervermittlung innerhalb des Wiener Sozialsystems, Abklären von Ansprüchen, Zugängen und Perspektiven.

Wie sieht niederschwellige Beratung im Café aus?

Als Sozialarbeiterin im Café kann der erste Schritt auch einfach ein offenes Ohr sein. Wir hören zu. Das ist ganz wichtig. Oft geht es erstmal darum, dass Besucher*innen die Chance haben, zu erzählen. Zuhören ist ein wichtiger Schritt in der Beziehungsarbeit und ganz wesentlich für den Vertrauensaufbau. Und dann schauen wir, wie wir mit unserem Beratungsangebot weiterhelfen können.

Das Café bietet einen gemütlichen Raum fürs Beisammensein, aber auch, um sich Unterstützung zu holen. Einfach fürs Dasein.

Stephanie S. über das neunerhaus Café, in dem sie als Sozialarbeiterin tätig ist.
Besucher*innen können eure Beratung in Anspruch nehmen, müssen aber nicht. Wie merkt ihr, ob jemand Bedarf an Unterstützung hat?

Im interdisziplinären Team arbeiten wir sehr gut zusammen. Viele der Besucher*innen docken über den Tresen an, dort wird der Erstkontakt hergestellt – bei der Kaffeebestellung machen unsere Kolleg*innen sozusagen auf uns Sozialarbeiter*innen aufmerksam. Ganz wesentlich ist auch die Peer-Arbeit im Café, sie ist Brückenbauer. Oft führen Sozialarbeit*innen und Peer-Mitarbeiter*innen die Gespräche im Tandem. Manche Nutzer*innen kommen direkt auf uns zu, weil sie bereits wissen, dass es uns gibt oder weil sie über Bekannte, Freund*innen von unserem Angebot gehört haben.

Dein erster Arbeitstag im neunerhaus Café liegt erst ein paar Monate zurück. Wie waren deine Eindrücke?

Die waren sehr positiv. Im neunerhaus Café können die Menschen direkt auf uns Sozialarbeiter*innen zukommen, wenn sie Information oder Unterstützung möchten. Das unterscheidet sich stark von meinem vorherigen Job, bei dem ich in einem eher hochschwelligen Beratungssetting tätig war.

Wie sieht ein typischer Tag im neunerhaus Café aus?

Den typischen Tag im Café gibt es nicht. Manchmal finden unsere Gäste Ruhe, manchmal geht es auch turbulent zu, an vielen Tagen von allem ein bisschen. Heute, an einem Mittwoch, z.B. hat die neunerhaus Tierärztliche Versorgung offen, da sind dann auch viele Vierbeiner im Café. Als Team und mit den Gästen versuchen wir den Raum so zu gestalten, dass sich alle wohlfühlen können.

Was bereitet den Besucher*innen aktuell die größten Sorgen?

Vordergründig und sehr präsent sind die Teuerungen und hohen Energiekosten. Viele bringen ihre Jahresabrechnungen, weil ihre Rückstände so hoch sind. Ein großes Thema in der Beratung ist auch das Wohnen. Viele Menschen kommen zu uns, wenn sie von Wohnungsverlust bedroht oder von Obdachlosigkeit betroffen sind. Hier versuchen wir Perspektiven abzuklären, aufzuzeigen und arbeiten eng mit Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe zusammen.

Das neunerhaus Café möchte für Menschen, deren Alltag von Unsicherheiten, Stigmatisierung und Ausgrenzung geprägt ist, so etwas wie Normalität herstellen. Wo gelingt das deiner Meinung nach?

Man merkt es beispielsweise am kulinarischen Angebot. Wie das hergerichtet ist, finde ich herausragend. Es ist mit so viel Respekt und so viel Liebe zubereitet und angerichtet. Da leisten die Kolleg*innen aus dem gastronomischen Teil des Teams gemeinsam mit den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen ganz viel. Im Café bilden sich Grüppchen und Freundschaften entstehen. Sie lernen sich hier kennen und verabreden sich dann im Café. Das finde ich schön.


Für einige Zeit Normalität und Akzeptanz erfahren, niederschwellige Unterstützung bei existentiellen Angelegenheiten erhalten und ein gesundes, warmes Mittagessen genießen. Das bietet das neunerhaus Café obdach- und wohnungslosen Menschen. Du möchtest das neunerhaus Café unterstützen und Menschen, die nicht so viel haben, ein gesundes und warmes Mittagessen ermöglichen? Unterstütze uns in Form einer Spende.

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Oder komm‘ vorbei, genieße deinen Cappuccino, einen Verlängerten oder ein gesundes Mittagessen bei uns. Du findest uns in der Margaretenstraße 166, von Montag bis Freitag von 10:00 bis 15:00 Uhr.