32 Jahre ohne Halt haben Siegfried P. geprägt. Heute wohnt er mit seiner Hündin Kira in einer kleinen Wohnung.
Mit neun Jahren ist Siegfried P. bereits sechs Mal umgezogen – das heißt sechs Mal ein neues Zuhause, eine neue Schule, neue Menschen. „Ich bin nie irgendwo richtig angekommen. Das hat mich natürlich ziemlich mitgenommen. Du hast dann nie Freunde.“ Als der Vater stirbt, ist die Mutter überfordert und kann sich nicht mehr um ihn kümmern. Siegfried P. ist elf Jahre alt, als er zum ersten Mal obdachlos wird.
Auf der Straße steht für ihn nur eins im Vordergrund: überleben. „Ich hab‘ schauen müssen, wie ich zum Essen und zum Geld komme. Natürlich bin ich abgerutscht: Drogen, Diebstahl, ein Banküberfall – ich war schlussendlich 15 Jahre im Gefängnis“, berichtet er. Siegfried P. ist in Deutschland geboren und hat seine Kindheit und Jugend dort verbracht. Bis zum Ende der Haft ist er dort, aber weil seine Eltern aus Wien stammen, hat er die österreichische Staatsbürgerschaft und wird nach der Entlassung abgeschoben.
In Wien angekommen ist alles erst mal gut. Als ausgebildeter Tischler findet Siegfried P. schnell eine Arbeit und bekommt auch gleich eine Wohnung. Er lernt seine Frau kennen, mit der er acht Jahre zusammen ist. Doch dann stirbt sie – und er verliert wieder den Halt. „Ich hab‘ meine Frau verloren, meine Wohnung verloren, ich war am Ende.“ Wieder auf der Straße zieht Siegfried P. von Notschlafstelle zu Notschlafstelle. „Irgendwann hab‘ ich gesagt: Das ist wirklich das letzte Mal. Ich möchte es wieder in eine eigene Wohnung schaffen.“
Ein Jahr muss Siegfried P. auf seine Wohnung warten. Dann kommt endlich der Anruf: „Als ich erfahren habe, dass ich ins neunerhaus Kudlichgasse einziehen kann, war ich völlig aus dem Häuschen. Jetzt kann ich meinen Traum, einen Hund zu haben, verwirklichen und endlich mein Leben leben!“ Heute wohnt der 43-Jährige mit seiner Hündin Kira in einer kleinen Wohnung in der Kudlichgasse. „Das Leben auf der Straße kenn ich in- und auswendig. Jetzt denk ich mir: Von den schönen Seiten habe ich bisher noch nicht viel gesehen. Ich bin auf einem super Weg und das freut mich total!“
Dieser Beitrag erschien erstmals im Magazin neuner News, Ausgabe 48.