Jugend ohne Bleibe

Leah S. verbrachte ihre Phase der Obdachlosigkeit auf der Donauinsel. Für die neuner News haben wir sie dorthin begleitet.

„Tagsüber sieht man wenige obdachlose Menschen. Aber nachts, wenn die Lagerfeuer brennen, dann kommen die Leute hier zusammen“, erzählt Leah S. Wir spazieren über die Donauinsel, die Sonne scheint und es ist warm. Leah S. ist heute 26 Jahre alt. Mit zwölf ist sie zum ersten Mal von Zuhause weggelaufen – wegen Konflikten und Gewalt in der Familie. Damals übernachtete sie oft bei Freund*innen, manchmal verbrachte sie auch eine Nacht im Freien: „Aber ich konnte draußen nicht schlafen. Ich hab‘ dann immer durchgemacht.“ Bis sie 16 war, wohnte sie mal hier, mal da; danach kam die Zeit auf der Donauinsel.

An ihre erste Nacht auf der Donauinsel erinnert sich Leah S. gut. „Ich hatte ein Zelt, das war eigentlich für Festivals gedacht. Das hab‘ ich dann versucht aufzubauen, aber ich hab’s nicht hingekriegt und war total verzweifelt. Dann hat mich eine Gruppe junger Leute angesprochen und es hat sich herausgestellt, dass sie auch obdachlos sind. Sie haben mich eingeladen, bei ihnen zu bleiben und mit mir mein Zelt aufgebaut“, erzählt sie. Eine ganze Weile lebte Leah S. dann mit der „Camping-Gruppe“ zusammen. Kontakt zu anderen hatte sie in der Zeit wenig, auch bei ihren Freund*innen meldete sie sich oft längere Zeit nicht mehr.

© Christoph Liebentritt

Irgendwann stellte eine Freundin aus Kindertagen sie vor eine Entscheidung: Entweder Leah S. findet eine Bleibe, in der sie versorgt ist und sich regelmäßig bei der Freundin melden kann – oder die Freundschaft ist vorbei. Leah S. entschied sich für ersteres. Gemeinsam mit der Freundin ging sie zu einer Beratungsstelle für obdachlose Menschen, wo ihr ein Platz in einem Wohnhaus für junge Erwachsene vermittelt wurde. „Im Nachhinein war das die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt sie heute.

Gerade bereitet Leah S. den Umzug in ihre erste eigene Wohnung vor. Dieses Jahr absolvierte sie zudem den Peer-Kurs bei neunerhaus: „Ich wollte immer schon im Sozialbereich oder in der Pflege arbeiten – daher hat mich diese Ausbildung für ehemals wohnungslose Menschen angesprochen“, sagt sie. Als Peer wird Leah S. als angestellte Mitarbeiterin in der Wiener Wohnungslosenhilfe arbeiten und Menschen helfen, die in einer ähnlichen Situation sind wie sie damals.

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Junge Erwachsene scheitern häufig an finanziellen Hürden – Kaution, Provision und Umzug verursachen Kosten, selbst wenn die Miete leistbar wäre. Spenden Sie jetzt beispielsweise Euro 50,- und helfen Sie dadurch beim Einzug, weil die eigene Wohnung der erste Schritt zu einem selbstbestimmten Leben ist!

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Dieser Beitrag erschien erstmals in den neuner News #50.