Burkhard W., Peer-Mitarbeiter am neunerhaus Peer Campus, berichtet, was sein vergangenes Jahr geprägt hat.
Die faszinierenden und schönen Momente sind so zahlreich in meinem Erleben als Peer. Aber wenn ich an das Jahr 2022 denke, fällt mir als erstes die Fachtagung exPEERience ein. Etliche Peers haben sich da eingebracht. Unsere Frage war: Wie können wir Peers aktiv eine Rolle übernehmen – in den Teams und darüber hinaus in der Wohnungslosenhilfe? Das war so ein schöner Tag im Juni und dieser Zusammenhalt und die Aufbruchsstimmung bleiben mir stark in Erinnerung. Allein zu spüren und zu erleben, dass das, was zu Beginn eine Vision war, jetzt auf so schöne Art umgesetzt wurde, ist toll.
Ich war acht Jahre verdeckt wohnungslos. Während meiner Zeit im Wohnhaus für obdachlose Menschen in der Siemensstraße ist in mir der Gedanke gereift, dass ich eigentlich gerne im Bereich der Wohnungslosenhilfe arbeiten würde. Denn es braucht Menschen, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben, die wissen, wie es sich anfühlt, wenn man von der Straße kommt und jahrelang keine eigene Wohnung hatte. Menschen, denen man sich anvertrauen kann. Meine damalige Sozialarbeiterin hat mir vom neunerhaus Peer-Kurs erzählt und mir wurde rasch klar, dass ich das machen will.
Peer-Arbeit bedeutet für mich „Lebenschance“. Das ist es, was ich bei all unseren Peer-Kurs-Teilnehmer*innen sehe. Die Chance und die Möglichkeit, über die eigenen Lebensschatten hinwegzukommen. Es ist wirklich etwas Großes, all diese schwierigen Erfahrungen, die man gemacht hat, auf einmal nutzen zu können und vor allem zu dürfen. Es ist so enorm wichtig, dass das etwas zählt und man wertschätzend behandelt wird.
Für mich ist es berührend, was 2022 alles passiert ist. Ein Jahr zuvor habe ich selbst noch den Peer-Kurs abgeschlossen und jetzt darf ich ihn als Peer Campus-Mitarbeiter begleiten. Zu sehen, wie die nächste Kursgruppe mit strahlendem Lächeln die Zertifikate hochhält und jubelt – wir haben das jetzt geschafft! Speziell diese Erlebnisse bleiben unvergessen.
Im vergangenen Jahr bin ich so richtig in meinem Job angekommen. Auch was meinen persönlichen Hintergrund und meine Entwicklung anbelangt, war es so schön, auf einmal dieses Sicherheitsgefühl zu haben. Das Gefühl war einfach nur überwältigend, zu erleben, was einem auch Gutes vom Leben geschenkt wird, womit ich einfach überhaupt nicht gerechnet hätte.
Dieser Beitrag ist erstmals im Jahresbericht 2022 erschienen.
