Als Iana D. zum ersten Mal obdachlos wurde, war sie 19 Jahre alt – und schwanger. Vor zwei Jahren hat sie noch eine Phase der Wohnungslosigkeit erlebt – heute hat sie wieder ein Zuhause und ist ausgebildete Peer.
„Ich war im fünften Monat schwanger, als mein Ex-Mann und meine damalige Schwiegermutter mich raus geschmissen haben, weil er eine neue Frau nachhause gebracht hat“, erzählt Iana D. „Ich war ohne Aufenthaltstitel, ohne Geld, ohne E-Card, ohne Perspektiven. Draußen. Damals konnte ich kaum Deutsch, das war sehr schwierig für mich.“ Iana D. konnte schließlich bei ihren Eltern in Niederösterreich einziehen, wo sie ihre Tochter bekommen hat. Nach ein paar Jahren fand die kleine Familie eine eigene Wohnung in Wien, wo sie erst einmal zur Ruhe kommen konnten.
Doch auch mit dieser Wohnung wollte es nicht langfristig klappen: „In der Wohnung gab es grobe Mängel und unsere Vermieterin meinte, dass es unsere Schuld ist. Aber die Baupolizei war da und hat uns Recht gegeben – sogar vor Gericht waren wir“, erzählt sie. Trotzdem entschied sich die Vermieterin: Die Familie musste ausziehen, die Wohnung wurde verkauft. „Sie hat uns eine Frist von drei Wochen gegeben“, erinnert sich Iana D. So schnell konnte sie keine Zusage für eine neue Wohnung bekommen. „Ich war überall, aber nichts hat geklappt“, erzählt sie. Bis sie einen Platz in einer Wohngemeinschaft von der Wiener Wohnungslosenhilfe vermittelt bekam. „Ich war einfach glücklich, dass meine Kinder einen Platz zum Schlafen hatten und wir nicht auf der Straße waren.“
Eigentlich ist Iana D. ausgebildete Pianistin. Aber als alleinerziehende Mutter konnte sie den Beruf nicht mehr ausüben. „Als Kind wollte ich immer Anwältin werden und Menschen helfen“, erzählt sie. „Deshalb habe ich mich für die Peer-Ausbildung entschieden. Ich mache immer noch gerne Musik – das ist mein Hobby, aber Peer-Arbeit ist meine Zukunft. Im Peer-Kurs habe ich viel gelernt. Ich habe gelernt, auch mal ’nein‘ zu sagen. Früher, als ich verheiratet war, durfte ich meine Meinung nicht sagen. Ich durfte nichts, war nur zuhause und habe auch Gewalt erfahren, körperlich und psychisch. Damals war es sehr schwierig für mich, auch weil ich kein Deutsch konnte. Ich konnte mit niemandem sprechen. Heute ist das anders. Es gibt für alles Lösungen. Damals wusste ich das nicht.“