Sensalin: „Nervenkitzel ist immer dabei“

Kunst- und Menschenkennerin: Monika Uzman ist Sensalin bei der neunerhaus Kunstauktion und erklärt ihren Beruf.

Hand aufs Herz: Weiß jemand, was eine Sensalin beruflich macht? Während das Bild des Hämmerchen schwingenden Auktionators allseits präsent ist, kennt sich bei Monika Uzmans Beruf kaum jemand aus. Das mag daran liegen, dass er extrem selten geworden ist. Nur noch drei Sensal*innen gibt es in Wien. Deren Aufgabe: Bei Auktionen bieten sie im Auftrag von Kunstkäufer*innen mit, die lieber anonym bleiben wollen.

 

© Auktionshaus im Kinsky Gmbh, Wien

Ein Füllfederhalter machte den Anfang

Auktionshäuser sind wie ein zweites Wohnzimmer für Monika Uzman. Ihre Mutter ersteigerte regelmäßig Antiquitäten im Wiener Dorotheum: „Als ich klein war, hat sie mich oft mitgenommen und zum Warten bei den Sensalen ins Zimmer gesetzt“, erinnert sich Uzman. Mit gerade 14 Jahren packte sie selbst das Jagdfieber: Während eines Schüleraustauschs in London ersteigerte sie einen edlen Füllfederhalter. „Ich habe dafür bei Sotheby‘s mein gesamtes Essensgeld für den Monat ausgegeben“, sagt die 66-Jährige.

Trotz des scheinbar vorgezeichneten Weges studierte Uzman nicht Kunstgeschichte: Sie arbeitete bei der AUA, führte eine Export-Import-Firma, richtete Wohnungen ein und war als Lebens- und Sozialberaterin tätig. Bis sie in der Zeitung eine Anzeige las: Sensalin gesucht für das Auktionshaus im Kinksy. „Und ja, nun bin ich noch immer da“, sagt sie.

„Man muss schon a bisserl ein Adrenalinjunkie sein“

Was macht eine gute Sensalin aus? „Menschenkenntnis“, sagt Monika Uzman, „und man muss schon a bisserl ein Adrenalinjunkie sein. Nervenkitzel ist immer dabei.“ Ein Kunde etwa feuerte sie einmal telefonisch an, weit über das vereinbarte Limit zu gehen. Nachdem er den Zuschlag bekommen hatte, fragte er besorgt: „Und wie erkläre ich das jetzt meiner Frau?“

 

© Ursula Schmitz

Mit bestem Gewissen können Kunstinteressierte bei der 24. neunerhaus Kunstauktion mitbieten und so die neunerhaus Angebote für obdach- und wohnungslose sowie nichtversicherte Menschen nachhaltig unterstützen. Monika Uzman wird auch in diesem Jahr wieder stellvertretend für Käufer*innen ihre Bieter*innenkarte in die Höhe strecken – auf dass möglichst viele Kunstwerke meistbietend für den guten Zweck versteigert werden. „Es ist ja eher wenig, was ich mache“, sagt Uzman bescheiden, „aber dass in unserer übersättigten Gesellschaft Menschen auf der Straße leben müssen, finde ich unerträglich. Jeder Mensch sollte ein Dach über dem Kopf haben.“

Kunst, die wirkt: 24 Jahre neunerhaus Kunstauktion

Die neunerhaus Kunstauktion findet zum 24. Mal statt. Mit den Erlösen der gespendeten Werke werden heute wie damals obdach- und wohnungslose Menschen mit Wohnen und medizinischen Angeboten unterstützt. Heuer findet die Auktion am Montag, 4. November 2024, im MAK statt. Alle Infos zu den Möglichkeiten, vor Ort, telefonisch, online oder schriftlich mitzubieten, finden Sie hier.