Wie neunerhaus gegen gesellschaftliche Kälte und ihre Auswirkungen wirkt, darüber spricht neunerhaus Geschäftsführerin Elisabeth Hammer in der 52. Ausgabe der neuner News.
Während in Europa und international derzeit Krisen, Konflikte und Ungleichheiten zunehmen, scheint es, als ob zeitgleich gemeinsam tragende Sicherheiten und Gewissheiten im respektvollen Miteinander brüchig werden. So wird die gesamtgesellschaftliche Stimmungslage nervöser, und oft auch aggressiver: In der medialen Berichterstattung scheint keine Woche ohne Eskalationen, Skandalisierungen, Respektlosigkeiten oder Verunglimpfungen zu vergehen.
Wir erleben diese Auswirkungen auch in unseren Angeboten. Obdach- und wohnungslose oder armutsbetroffene Menschen werden stärker diskriminiert und an den Rand gedrängt. Sie stehen unter einer immensen Belastung, sind gestresst, verängstigt und verunsichert, wenn sie zu uns kommen. In dieser Situation treten wir mit ihnen in Kontakt – ob im neunerhaus Café, oder im neunerhaus Gesundheitszentrum und in der dort angesiedelten Praxis Psychische Gesundheit. Wir machen einen gemeinsamen ersten Schritt im Sinne einer menschlichen, respektvollen und freundlichen Begegnung. Wir bieten ein Ankommen, ein Gespräch, ein Gesehen-Werden, einen Anker. Wir unterstützen und stabilisieren. Für’s Erste gilt immer: Wir fühlen uns zuständig.
Auch wenn wir oftmals nur in bestimmten Grenzen hilfreich sein können, sehen wir in dieser Art der Beziehungsgestaltung einen Beitrag für ein gelingendes Miteinander in dieser Stadt. Wir fragen uns: Wie können wir daran mitwirken, dass Wohnen und Einkommen gesichert sind? Wie können wir die Zugänge zum Wohnungsmarkt inklusiver gestalten und leistbares Wohnen ermöglichen? Wie können Perspektiven am Arbeitsmarkt und entlastende soziale Netzwerke entstehen? Hier ist der neunerhaus Peer Campus eine unserer Antworten. Nach einem siebenmonatigen Zertifikatskurs können ehemals obdach- und wohnungslose Menschen selbst in der Wohnungslosenhilfe arbeiten, in unterschiedlichen Einrichtungen in ganz Wien.
Unser Anspruch ist es, Verständnis und Sichtbarkeit für unsere Zielgruppe zu schaffen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu verbessern.
Elisabeth Hammer, neunerhaus Geschäftsführerin
Ergün K. fand nach Jahren in der Obdachlosigkeit wieder ins neunerhaus Café. Weil er dort essen kann, reden kann, Unterstützung findet, und weil am selben Standort auch seine Hündin Fiona versorgt wird – ein wichtiger Anker für ihn. Aktuell bewirbt er sich für die Ausbildung zum PeerMitarbeiter am neunerhaus Peer Campus. Als er vor Jahren das erste Mal bei neunerhaus anklopfte, haben wir uns zuständig gefühlt. Und wir tun es weiterhin.
Dieser Beitrag erschien erstmals in der 52. Ausgabe der neuner News, dem Spendenmagazin von neunerhaus. Die neuner News erscheinen dreimal jährlich und können kostenlos abonniert werden unter: spenden@neunerhaus.at
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