Željko M. hat seit einem Unfall schwere Wunden an den Füßen und Beinen, die einfach nicht heilen wollen. Im neunerhaus Gesundheitszentrum wird er dreimal die Woche versorgt.
Željko M. spaziert mit einem Strahlen im Gesicht ins neunerhaus Café – heute zum ersten Mal ohne Rollator. Dass der gebürtige Serbe vor wenigen Wochen noch im Rollstuhl saß, würde man heute gar nicht glauben. Seit fast einem Jahr ist er drei Mal in der Woche im neunerhaus Gesundheitszentrum, um sich die Wunden an seinen Füßen und Beinen pflegen und verbinden zu lassen.
Željko M. hatte Diabetes im Frühstadium, undiagnostiziert. Dabei kann es dazu kommen, dass unter anderem das Gefühl in den Füßen verloren geht – bei Željko M. hatte das fatale Auswirkungen: Er nahm ein Fußbad und spürte nicht, dass das Wasser viel zu heiß war. „Ich habe zu spät gemerkt, dass die Haut irgendwie auseinander fällt“, erinnert er sich. Dazu kam noch, dass er zu dieser Zeit an einer schweren Magen-Darm-Grippe litt – zum*r Ärzt*in gehen war daher also erstmal nicht möglich. „Ich habe mir gedacht, das wird schon wieder. Es wurde dann natürlich nur noch schlimmer“, erzählt er. „Irgendwann bin ich ins Spital und dann ist das alles erst so richtig los gegangen. Es wurde mir gesagt, dass die Haut komplett verbrannt ist und man daher eine Transplantation machen muss. Von meinen Oberschenkeln wurde mir Haut weggenommen, die dann auf die Füße kam. Die Zehen an einem Fuß waren leider nicht mehr zu retten, die wurden amputiert.“
Željko M. wird von seiner Schwester Dusica M. ins neunerhaus Gesundheitszentrum begleitet. „Er ist nicht versichert, daher war es schwierig für uns, medizinische Versorgung für ihn zu bekommen“, erzählt sie. „Wir waren zuerst in einem Krankenhaus, aber die konnten uns nicht so intensiv betreuen, wie Željko das aktuell noch braucht. Sie waren aber sehr nett und haben uns einige Wochen begleitet. Dann haben sie uns von neunerhaus erzählt.“ Dass Željko M. Diabetes hat – und das indirekt überhaupt erst zu der Verletzung geführt hat – haben die beiden dann bei neunerhaus herausgefunden. „Mittlerweile haben wir den Zucker im Griff“, sagt die Schwester sichtlich erleichtert. Auch die Wunden heilen langsam. „Es geht in die richtige Richtung“, meint auch Željko M.
Im neunerhaus Gesundheitszentrum sind Expert*innen verschiedener Berufsgruppen für obdachlose und nichtversicherte Menschen da – nicht zuletzt auch ein Team aus Krankenpfleger*innen mit einem fachlichen Schwerpunkt auf Wundmanagement. Um die Patient*innen bestmöglich zu versorgen, fragt das Team nicht nur akute Symptome ab, sondern hakt nach: Möchten Sie mir etwas über Ihre Wohnsituation erzählen? Wie geht es Ihnen psychisch? Welche Vorerkrankungen haben Sie? „Wenn ein Patient mit einer schlecht eingestellten Diabeteserkrankung vor mir sitzt, kann ich die teuerste Creme benutzen, das wird an seiner Wunde wenig ändern“, sagt Ajoki Kalo, Teamleitung Pflege.
Željko M. und Dusica M. haben sich vom ersten Moment gut betreut gefühlt: „Wir kommen drei Mal die Woche und noch nie hatten wir das Gefühl, heute denken sie sich: schon wieder ist er da. Sie kümmern sich hier einfach um alles. Als wären wir Familie, so freundlich. Man hat das Gefühl, wirklich wie zuhause aufgenommen zu sein.“