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Armin Wolf: "Es braucht Glück im Leben"

|   Aktuelles

Journalist und Moderator Armin Wolf im Gespräch mit Geschäftsführerin Daniela Unterholzner

Daniela Unterholzner: Sie sind ja bekannt dafür, dass Sie sich genauestens auf Interviews vorbereiten. Ist das auch in diesem Fall so? Wenn ja, welche Aspekte sind hängen geblieben?

Armin Wolf: Mich hat sehr beeindruckt, dass neunerhaus von Menschen aus der Nachbarschaft gegründet wurde. Dass das keine Riesen-Organisation war, sondern dass da aus einer Privatinitiative von Leuten etwas entstanden ist. Mit dem Ziel, die Leute, um die es geht, sehr stark einzubeziehen. Und das fand ich total beeindruckend.

Unterholzner: Hatten Sie in Ihrem Leben schon einmal Berührungspunkte mit Wohnungslosigkeit?

Wolf: Nein. Ich komme zwar nicht aus luxuriösen Verhältnissen, aber da mein Vater Hausmeister war, hatte er immer eine Dienstwohnung. Wohnen war – jenseits aller anderen materiellen Fragen – kein Problem, das wir hatten.

Unterholzner: Und dennoch haben Sie maturiert und studiert – ein sozialer Aufstieg, der ja nach wie vor noch oft die Ausnahme ist. Wie haben Sie das geschafft?

Wolf: Da gab es viele wichtige Faktoren. Die größte Erkenntnis war, dass es auch Glück im Leben braucht. Geplant war ja, dass ich mir mit 15 einen Lehrberuf suche und Geld nachhause bringe. Ich wollte aber in der Schule bleiben. Der Kompromiss war die Handelsakademie, weil man da nach der Matura nicht studieren muss. Das Ziel war dann Bankbeamter. Aber dass ich mal meinen jetzigen Job mache oder ein Doktorat und an Unis unterrichte – das war alles undenkbar. Und vor allem das Ergebnis von Zufällen: Dass ich in einem bestimmten Moment an einem bestimmten Ort zufällig mit jemandem Bestimmten geredet habe und sich daraus eine
Chance ergeben hat.

Unterholzner: Neben Glück und Zufällen, was macht den Rest aus?

Wolf: Wenn man durch einen glücklichen Zufall eine Chance bekommt, dann hilft es schon, wenn man sie auch ergreift und etwas daraus macht. Ich habe immer versucht, möglichst fleißig zu sein und nichts für selbstverständlich zu nehmen.

Unterholzner: Was sind Ihre Energiequellen?

Wolf: Ich bin wahnsinnig neugierig, ich interessiere mich für viele Dinge und ich lerne gern.

Unterholzner: Was würde Sie an einem Interview mit einer obdachlosen Person interessieren? Welche Fragen würden sie stellen?

Wolf: Ich frage ja viele Menschen, beruflich. Das heißt, ich frage Menschen nach ihrem Job und nicht nach ihrem Privatleben. Aber wenn jemand bereit ist, über sein oder ihr Leben zu reden, würde mich wohl am meisten interessieren, wie es dazu gekommen ist? Wie es ihnen geht? Was sie beschäftigt? Worauf sie hoffen?

Unterholzner: Was bedeutet Zuhause für Sie?

Wolf: Zuhause ist für mich ein konkreter Ort – da, wo ich mit meiner Familie wohne. Mir ist Wohnen sehr wichtig. Ich würde bei vielen Sachen sparen – aber ich wohne gerne schön. Ich bin in einem Sozialwohnbau aufgewachsen ohne viel Geld. Ob etwas schön oder geschmackvoll war, war da nicht wichtig. Vielleicht habe ich deswegen heute eine so große Sehnsucht nach einer schönen Umgebung.

Daniela Unterholzner: Vielen Dank für das Gespräch!

 

  • Dieser Beitrag erschien erstmals im Magazin neuner News, Ausgabe 47.
  • Fotos © Christoph Liebentritt

 

 

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