Digitale Peer-Welt
Aktuelles aus der Peer-Arbeit in der Wohnungslosenhilfe
PEER we are!
Am 30.3.2023 ist „PEER we are!“ erschienen – eine Publikation rund um Peer-Arbeit in der Wohnungslosenhilfe, die Einblicke in die fachlichen Grundlagen sowie deren praktische Anwendung gibt. Zu Wort kommen sowohl Kurs-Initiator*innen und Unterstützer*innen, Lehrende, Begleiter*innen als auch Peers selbst, um dieses vergleichsweise neue Feld in der Peer-Arbeit zu beleuchten.
Peers der Wohnungslosenhilfe haben Obdach- und Wohnungslosigkeit selbst erfahren. Nach einer Ausbildung am neunerhaus Peer Campus arbeiten sie selbst als Angestellte Peer-Mitarbeiter*innen in der Wohnungslosenhilfe. Dort helfen sie mit ihrem reflektierten Erfahrungswissen anderen Betroffenen, die obdach- und wohnungslos sind.
> Zum neunerhaus Peer Campus
„Ich bin ein Peer“
Peer-Arbeit bringt die Lebensrealität von Menschen, die ein gesellschaftliches Rand-Dasein führen (müssen), mitten in die Systemwelt hinein. Ein großer Widerspruch in sich einerseits, gleichzeitig ein Akt der Versöhnung, vielleicht der Wiedergutmachung. Eine große Chance, ein System menschlicher zu gestalten, den Bedürfnissen und Realitäten menschlicher Individuen näher zu bringen.
„Gekommen, um zu bleiben“
Erfolge, Status quo und Zukunft der Peer-Arbeit: Ein Gespräch zwischen Franz Haberl, Peer-Mitarbeiter bei Forum Obdach Wien und Gründer des Peer Cafés, Elisabeth Hammer, neunerhaus Geschäftsführerin, und Markus Hollendohner, Abteilungsleiter Wohnungslosenhilfe im FSW, der in Wien die Wohnungslosenhilfe plant, steuert und auch finanziert.
„Peer ist nicht irgendein Job“
„Wenn man eine*n Peer einstellt, stellt man eine fertige Persönlichkeit ein. Mit einer Vergangenheit, Erfahrungen und Erlebnissen, Eigenschaften und Herangehensweisen an die Dinge. Peers können aufrütteln, auch mal anecken, aber auch zum Lachen bringen. So ist Arbeiten mit Peers. Vielfältig, aufregend, spannend.“
Empowerment durch Bildung und Arbeit
„Als Peer zu arbeiten klingt erstmal banal, allerdings hat es gesamtgesellschaftlich eine große Bedeutung, denn exkludierte Menschen zeigen damit auf: Wir haben etwas zu sagen, wir wollen mitgestalten, unsere Erfahrung teilen.“
Peers sind Expert*innen aus Erfahrung.
„Ich war immer der Überzeugung, dass vieles, was einen krank macht, was einen am meisten schmerzt, auch der Schlüssel zur Genesung sein kann. Dass es wichtig ist, mutig zu sein und genau hinzusehen und zu hinterfragen. Sich Zeit zu nehmen und zwischen den Zeilen zu lesen, wahrhaft zuzuhören. Ob sich selber oder jemand anderem ist dabei völlig unerheblich.“
// Carmen Ploch, Peer-Mitarbeiterin in der neunerhaus Praxis Psychische Gesundheit
„Er war ein Peer, ohne es zu wissen“
„Es war Ende März, die Nächte auf der Straße waren noch kalt. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben ohne feste Bleibe, habe mich am Bahnhof aufgehalten, solange das ging. Damals war ich noch Spieler, dachte, ich könnte mit meinen letzten Euros das Glück erzwingen, aber das hatte ja schon vorher nie funktioniert. Jetzt war ich hier, völlig mittellos, ohne Aussicht auf Besserung.“
„Gespür ist etwas, das Peers auszeichnet“
In der Peer-Arbeit spielt besonders das Recht auf Menschenwürde eine große Rolle, das bei Menschen ohne eigenes Zuhause auf vielen Ebenen verletzt wird: „Es hat etwas mit Würde zu tun, dass man einen Menschen mal in Ruhe sitzen lässt, essen lässt, schlafen lässt. Auch das ist Würde: dass man anerkennt, dass jeder Mensch einen Anspruch auf seine Ruhe hat.“
Peer-Arbeit in den Medien
> Bericht 1
> Bericht 2
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Arbeiten im Tandem
„Vor etwas mehr als zwei Jahren wurden die ersten Peers der Wohnungsloshilfe angestellt. Schnell wurde deutlich, wie bereichernd und herausfordernd es ist, eine neue und so unbekannte Berufsgruppe zu inkludieren. In der Wohnungslosenhilfe arbeiten Peers immer im Team mit anderen Berufsgruppen – vor allem im Tandem mit Sozialarbeiter*innen. Die Sozialarbeit bringt Fachwissen ein und die Peer-Arbeit erweitert die Unterstützungsleistung mit reflektiertem Erfahrungswissen. Die Vorteile der Arbeit im Tandem sind: vielfältige Blickwinkel, verschiedene Lösungswege, neue Herangehensweisen und Arbeitsentlastung.“
Peers und ihre Arbeit im Porträt
Das neunerhaus Billrothstraße bietet jungen obdachlosen Menschen die Chance, wieder in ein selbstständiges Leben zu finden. Was das in der Praxis bedeutet, zeigt uns Nina Novotny. Sie hat in ihrer Jugend selbst Obdachlosigkeit erlebt und arbeitet jetzt als Peer-Mitarbeiterin bei neunerhaus.
Manchmal ist die Beziehung zum Tier eine der letzten, die obdach- und wohnungslosen Menschen geblieben ist. Den Begleiter aufzugeben, ist für die meisten keine Option. Deshalb können Bewohner*innen bei neunerhaus ihre Tiere mitnehmen – und in der Tierärztlichen Versorgung medizinisch behandeln lassen. Was das bedeutet, erzählt Peer Lydia P.
Gjylshen R. war mit einem gewalttätigen Mann verheiratet. Nachdem die Familie ihre Wohnung verlor, zog Gjylshen R. mit ihren zwei Kindern in ein Mutter-Kind-Haus. Heute arbeitet sie als Peer der Wohnungslosenhilfe im neunerhaus Gesundheitszentrum.
Als Iana D. zum ersten Mal obdachlos wurde, war sie 19 Jahre alt – und schwanger. Vor zwei Jahren hat sie noch eine Phase der Wohnungslosigkeit erlebt – heute hat sie wieder ein Zuhause und ist ausgebildete Peer.
Peer-Mitarbeiter Christian R. arbeitet bei neunerimmo. Er hat Mieterin Yvonne G. auf ihrem Weg in eine eigene Wohnung begleitet. Im Gespräch blicken sie zurück auf die gemeinsame Arbeit.
Leah S. war in ihrer Jugend obdachlos und hat ihr Praktikum in einem Wohnhaus für junge Erwachsene absolviert. Im Beitrag erzählt sie mehr über ihre Geschichte.
Marianne R. ist wohnungslos geworden, nachdem sie aus der Prostitution ausgestiegen ist. Heute arbeitet sie als Peer in einem Chancenhaus. Im Beitrag erzählt sie, wie sie die Ausbildung zur Peer der Wohnungslosenhilfe erlebt hat.
Wohnungslosenhilfe anders denken: Bei Housing First ist die eigene Wohnung der Startpunkt für den Weg zurück in die Selbstständigkeit. So war es zum Beispiel bei Herbert V., der heute selbst als Peer in der Wohnungslosenhilfe arbeitet.
Abschlussarbeiten der Peer-Ausbildung
Im Rahmen des Zertifikatskurses Peers der Wohnungslosenhilfe müssen die Teilnehmer*innen eine Abschlussarbeit verfassen und diese auch vor Publikum präsentieren. Hier stellen wir einige der Arbeiten vor: