„Sie hat mich gerettet.“

Während andere mit 66 Jahren die Pension und ihren Ruhestand genießen, war Ondina R. plötzlich mit Wohnungslosigkeit konfrontiert. Dass sie auch an lebensbedrohlicher Blutarmut erkrankt war, erfuhr sie erst, als sie von einer neunerhaus Mobilen Ärztin untersucht wurde.

© Christoph Liebentritt

Ondina R. hat lange Zeit in Österreich gearbeitet, ihre Pension wollte sie in ihrer Heimat, der Dominikanischen Republik, verbringen. Ein bürokratischer Spießrutenlauf und die Covid-Pandemie führten jedoch dazu, dass sie Österreich nicht mehr verlassen konnte und obdachlos wurde. Zunächst kam sie noch bei Freund*innen unter, bis auch das nicht mehr möglich war und sie bei minus acht Grad auf der Straße stand.

Nach diesem Erlebnis habe sie sich „arrangiert“, wie sie erzählt. Sie zog sie in eine Einrichtung für wohnungslose Menschen. Das Einzige, worum sie bat, war ein Einzelschlafplatz. Schwere Tabletten führten bei der Diabetikerin, die zwei Schlaganfälle überstanden hat, zu Schlafproblemen. In der Einrichtung nimmt sie das Angebot der neunerhaus Mobilen Ärzt*innen in Anspruch. Ondina R. erinnert sich: „Sie fragte, ob ich erlaube, mir Blut abnehmen zu lassen. Am nächsten Morgen klopfte der Betreuer (Anm. Betreuer des Hauses) total aufgeregt an meine Tür, ich sollte sofort ins Krankenhaus gehen.“

Im Krankenhaus wurde Ondina R. mit zwei Blutkonserven versorgt, denn sie hatte eine akute Anämie. Bleibt Blutarmut unentdeckt oder unbehandelt, kann die Krankheit lebensbedrohlich sein. „Die Ärztin war die Einzige, die das Blut angeschaut hat. Ich war eine sterbende Person und wusste es nicht.“

Die Zeichen waren da: Ich hatte offene Wunden im Mund, ich konnte kaum essen, die Zunge war kaputt. Ich habe geweint, war bei fünf Zahnärzten, aber keiner hat etwas gemacht, bis auf die Ärztin.

Ondina R. litt unter akuter Blutarmut.

Irgendwann will Ondina R. zurück in ihre Heimat. Doch das wird noch eine Weile dauern. Bis es so weit ist, will sie wenigstens ihren Hund nach Österreich holen. Denn „mein Hund ist mir sehr wichtig.“


Ondina R. wurde für den neunerhaus Jahresbericht 2023 interviewt.