
Michaela W. fühlt sich „rundherum wohl“ im neunerhaus Hagenmüllergasse. Im Sommer 2024 ist die Pensionistin mit ihrer Hündin Cindy in das Wohnhaus für obdach- und wohnungslose Menschen gezogen. Warum sie dort nicht mehr ausziehen will, hat auch mit ihren gesundheitlichen Aussichten zu tun. Die sind getrübt. Ihre gute Laune und ihr Tatendrang sind trotzdem ungebremst. Ein Protokoll.
„Ich habe im 12. Bezirk gewohnt. Über 30 Jahre. Dann habe ich meine Wohnung verloren, weil ich krank geworden bin. Bevor ich in die Hagenmüllergasse gezogen bin, habe ich in Notquartieren und Übergangswohnhäusern gewohnt. Zum Geburtstag meiner Schwiegertochter habe ich den Anruf gekriegt, ich solle mich in der Hagenmüllergasse melden. Gesagt, getan. Eineinhalb Stunden später war ich zum Kennenlernen dort, binnen einer Woche bin ich dann hier eingezogen. Sie haben mir die Wohnung im fünften Stock zugewiesen. Ein jeder hat seinen eigenen Bereich. Dreimal in der Woche ist das neunerl (Anm. Café im Haus) offen, einmal in der Woche haben wir die Kochgruppe. Auf jedem Stock ist eine Waschmaschine, man braucht keine Waschmarken, es ist gratis. Hier habe ich meine Wäsche immer trocken. Im Haus davor bin ich mit dem Wäschewaschen einfach nie fertig geworden. Die Wäschetrockner waren pausenlos kaputt. Geld haben sie gefressen, aber getrocknet haben sie nicht.
Jetzt bin ich tadellos zufrieden. Die Sozialarbeiter*innen, eigentlich alle hier, haben mich so familiär aufgenommen. Ich habe bis jetzt keine negative Erfahrung gemacht. Ich meine, ab und zu krieg ich einen Dämpfer wegen des Beißkorbs (Anm. Hunde müssen in den Allgemeinbereichen einen Beißkorb tragen), aber sonst kann ich nichts Negatives sagen. Im Gegenteil, die Cindy hat schon mehr Kontakte als ich (lacht). Ich finde toll, dass wir auch Aktivitäten haben: Wir waren im Haus des Meeres, im Kino, zwischendurch machen wir Ausflüge. Was ich noch super finde bei neunerhaus, ist, dass es den Tierarzt (Anm. neunerhaus Tierarztpraxis) gibt. (Anm.: In der neunerhaus Tierarztpraxis haben wir Michaela W. und Cindy kennengelernt, bevor sie neunerhaus Bewohnerin wurde.)
Es ist alles barrierefrei zugänglich.
Bewohnerin Michaela W. über die Vorzüge des neunerhaus Hagenmüllergasse
Also ich muss sagen, ich fühle mich rundherum wohl. Was für mich sehr praktisch ist, es ist alles barrierefrei zugänglich. Das finde ich auch sehr wichtig, weil ich bin gefährdet, irgendwann im Rollstuhl zu landen. Ich bin an der Hüfte operiert, wenn die zweite Hüfte auch drankommt, kann es sein, dass ich den Rollator ständig brauche. Ab und zu brauche ich ihn jetzt schon. Letztens war ich einkaufen, zieht’s mir den Fuß weg, bin ich hingefallen und genau auf mein operiertes Knie. Da habe ich ein Implantat drinnen und eine Schiene auf der Seite. Ich bin auf der linken Seite total operiert: Angefangen bei den Knöcheln – innen und außen, Knie, Hüfte. Auch eine Magenoperation hatte ich. Na ja, Totalschaden und Fleckerlteppich. Aber Unkraut verdirbt nicht und die Michaela stirbt nicht.“
In den neunerhaus Wohnhäusern arbeiten Sozialarbeiter*innen, Gesundheitspersonal, Peers und Assistent*innen für Wohnen und Alltag zusammen, um den Bewohner*innen ein eigenständiges und gesundes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.