„Und wenn sie mich brauchen, bin ich da.“

Sie ist ganz nah dran an den Bewohner*innen. Claudia W. ist Assistentin für Wohnen und Alltag im neunerhaus Hagenmüllergasse. Sie erlebt die Höhen und Tiefen der Bewohner*innen, ihre Erfolge, aber auch ihre Rückschläge. Ihre Arbeit erledigt sie mit viel Liebe zu den Menschen und einer großen Portion Humor. Ein Protokoll über Schaumpartys, Fischstäbchen und warum es obdach- und wohnungslose Menschen immer schwerer haben.

„Es hat sich viel getan. Ich habe das Gefühl, die Bewohner*innen werden jünger und kränker – psychisch und körperlich. Wir nehmen Leute bis zur Pflegestufe drei auf, viele haben aber auch unbehandelte Krankheiten, wenn sie einziehen. Und sie sind unselbstständiger. Eine Bewohnerin gab unlängst eine ganze Flasche Duschgel in die Waschmaschine – na da hatten wir eine Schaumparty im sechsten Stock. Andere wollten Fischstäbchen roh essen, weil sie nicht wissen, wie man sie zubereitet. Aber woher sollen sie wissen, wie man Wäsche wäscht, kocht oder die Wohnung zusammenräumt, wenn sie noch nie eine Wohnung hatten? Viele sind vielleicht in einem Heim aufgewachsen oder haben überhaupt auf der Straße gelebt. Sie hatten nie die Möglichkeit, irgendetwas einzukaufen oder zuzubereiten. Sie haben von dem gelebt, was sie gefunden oder gekriegt haben. Und genau deshalb gibt es uns AWAs (Anm. Assistent*innen für Wohnen und Alltag). Ich kann ihnen zeigen, wie man eine Wohnung sauber hält, putzt, die Wäsche macht. Und einmal in der Woche kochen wir gemeinsam im hauseigenen Café.

Sie hatten nie die Möglichkeit, irgendetwas einzukaufen oder zuzubereiten. Sie haben von dem gelebt, was sie gefunden oder gekriegt haben.

Als Assistentin für Wohnen und Alltag kennt Claudia W. die Bewohner*innen des neunerhaus Hagenmüllergasse – und ihre Geschichten.

Berührungsängste hatte ich nie. Ich habe vor vier Jahren als Assistentin für Wohnen und Alltag angefangen. Es war eine Pionierstelle und ich durfte mir überlegen, wie ich die Stelle auslege: Was mag ich, was nicht, wer bin ich in dieser Rolle? Was mache ich und was nicht? Wenn jemand einzieht, bin ich meist die erste Anlaufstelle und begleite die Bewohner*innen in den ersten Wochen im Haus. Aber ich komme auch mit zu Ämtern, zu Behörden, zur Post oder zum Einkaufen. Diese Einzelsettings sind mir sehr wichtig, da lerne ich die Bewohner*innen gut kennen.

Wenn ich längere Zeit nicht da bin, fehlen mir die Arbeit, das Team und die Bewohner*innen richtig.

Claudia W. über ihre Arbeit bei neunerhaus.

Die Bewohner*innen brauchen bei mir keinen Termin, sie kennen meine Arbeitszeiten, sie haben meine Diensthandynummer. Sie können anrufen, wenn sie was brauchen. Und wenn sie mich brauchen, bin ich da.“


In den neunerhaus Wohnhäusern arbeiten Sozialarbeiter*innen, Gesundheitspersonal, Peers und Assistent*innen für Wohnen und Alltag zusammen, um den Bewohner*innen ein eigenständiges und gesundes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.