„Dafür spare ich bei mir.“

Das Wohl der Katzen steht für Bella W. an erster Stelle. Mit dem Geschwisterpaar Ryuk und Lauser kommt sie regelmäßig in die neunerhaus Tierarztpraxis. Bella W. hat die beiden vor dem Ertrinken gerettet. Begleitet wird sie an diesem Tag von ihrem Sohn, der ihr, wie sie sagt, auch schon mehrmals das Leben gerettet hat. Dass es ihren Kindern und Katzen gut geht. Das ist ihr am wichtigsten.

Ryuk und Lauser warten auf ihre Untersuchungen in der neunerhaus Tierarztpraxis. „Am Anfang waren sie etwas geschreckt“, erzählt Bella W. von ihren Katzen. Ryuk, der Kater mit der weiß-schwarzen Fellzeichnung, zittert wie zum Beweis auch ein wenig in seiner Transportbox. Er schnupft gerade ein bisschen. Im Herbst 2024 kam Bella W. das erste Mal mit den beiden in die neunerhaus Tierarztpraxis, die die Tiere von obdach- und wohnungslosen Menschen versorgt.

„Ich bin in ein Loch gefallen. Ich konnte mich um nichts mehr kümmern.“

Nach einem schweren Verlust, fiel Bella W. in ein tiefes Loch.

Bella W. hat ihre Wohnung verloren. Als ihre älteste Schwester verstarb, fiel sie in ein Loch, aus dem sie fast nicht mehr herauskam. Sie war wie erstarrt. Hinzu kamen gesundheitliche Probleme. Sie hat einige Krankenhausaufenthalte hinter sich. Nachdem sie ihre Wohnung verlor, konnte sie vorübergehend bei ihrem 19-jährigen Sohn unterkommen: „Mein Sohn hat mir mehr als einmal das Leben gerettet,“ erzählt sie, sieht zu ihm rüber, „das war natürlich nicht leicht für ihn.“

Ryuk und Lauser werden aufgerufen. Im Behandlungszimmer streichelt Bella W. dem Kater Ryuk übers Fell, der die Untersuchung geduldig über sich ergehen lässt. „Mittlerweile sind sie sehr zutraulich“, sagt sie. Und auch ihr geht es wieder gut. „Es ist nicht perfekt, aber ich bin so weit, dass ich mir Hilfe holen kann, wenn ich sie brauche.“ Ihre Wohnung bezieht sie über eine Sozialorganisation. „Ich bezahle meine Miete, schau‘ auf alles.“ Und sie schaut auch darauf, dass das Katzenfutter für mehrere Monate vorrätig zuhause ist. Ihre Katzen verwöhnt sie. Und Ryuk sei nun mal ein Feinspitz. „Dafür spare ich bei mir. Aber, was soll ich machen?“ sagt sie schmunzelnd.


Obdach- und wohnungslose Menschen haben nicht nur ihr Zuhause verloren, sondern oftmals auch den Kontakt zu ihren Familien, Freund*innen und Kolleg*innen. In dieser Zeit geben ihnen ihre Tiere wichtigen Halt und die Kraft, auch in den schwierigsten Momenten weiterzumachen.

So ist neunerhaus für obdach- und wohnungslose Menschen und ihre Tiere da.