Daniela Unterholzner, Geschäftsführerin neunerhaus formt mit den Händen ein Herz

„Darf’s eine Melange oder ein Espresso sein?“

Die Zahl der obdach- und wohnungslosen Menschen in Österreich ist von 19.800 auf zuletzt 20.573 gestiegen. neunerhaus befürchtet einen weiteren Anstieg. Was die Frage nach dem Kaffee mit obdach- und wohnungslosen Menschen zu tun hat, darüber spricht neunerhaus Geschäftsführerin in Ö1 Gedanken. Wir haben zugehört und ein paar Gedanken hier festgehalten.

Daniela Unterholzner © Christoph Liebentritt

Warum jemand sein Zuhause verliert

„Die Antwort, warum jemand obdach- oder wohnungslos wird, kann man in strukturellen und individuellen Gründen finden. Auf individueller Ebene sind die Antworten so vielfältig, wie die Geschichten der Menschen selbst: Trennung, Scheidung, physische wie psychische Gesundheit, Jobverlust, Migration. Strukturelle Gründe sind zum Beispiel der Zugang zum Wohnungsmarkt: Gibt es leistbaren Wohnraum? Desto schwieriger die Rahmenbedingungen auf struktureller Ebene sind, desto höher ist die Gefahr, dass ich aufgrund von individuellen Schicksalsschlägen in die Obdach- oder Wohnungslosigkeit rutsche.“

Scham, Rückzug und Isolation

„Das Gefühl der Scham kennen wir alle. Scham führt oft dazu, dass man sich zurückzieht. Aus Erfahrung wissen wir, dass wir nur dann mit den Menschen gut arbeiten können, wenn sie bereit sind, sich zu öffnen. Daher haben wir als Gesellschaft einen Auftrag keine Schande über betroffenen Menschen zu bringen. Dann ist die Chance höher, dass die Person sich nicht schämt und sich öffnet.“

Kleine Gesten, große Wirkung

„Darf‘s eine Melange oder ein Espresso sein? Im neunerhaus Café werden alle gefragt, welchen Kaffee sie trinken wollen. Viele, die zu uns kommen, wurden jahrelang nicht mehr gefragt wurden, wie sie ihren Kaffee gerne hätten.

Beim Einzug in unsere Wohnhäuser übergeben wir den Menschen das Einzugspaket mit Bettwäsche, Zahnbürste usw. persönlich und heißen die Menschen so willkommen, anstatt zu sagen: ‚Hol’s dir selbst da drüben!‘ Auf dem Kopfkissen liegt ein kleines Zuckerl, wie wir es normalerweise aus Hotels kennen. Dieses kleine Zuckerl macht einen großen Unterschied.

Das sind kleine Gesten, die viel ausmachen. Die Menschen fühlen sich gesehen und wertgeschätzt und wichtig. Dann können sie sich auch leichter öffnen. Helfen können wir Menschen dann, wenn sie sich öffnen und da sind diese kleinen Gesten ganz zentral.“


Jetzt zum Ö1-Beitrag Gedanken. Daniela Unterholzner über Wohnungslosigkeit vom 17.11.2024.


Wieder Zuhause. Eine Spende, die Leben verändert.

262 Menschen, die von obdach- oder Wohnungslosigkeit betroffen waren, leben heute in den Wohnhäusern von neunerhaus. Mit einer Spende ermöglichen Sie obdach- und wohnungslosen Menschen ein selbstbestimmtes Leben mit einem Zuhause, das seinen Namen wirklich verdient.

Jetzt Spenden