Portrait-Foto von Elisabeth Hammer, neunerhaus Geschäftsführerin

„Das ist nicht hinnehmbar.“

Warum werden junge Menschen überhaupt wohnungslos? Junge Menschen sind unsere Zukunft, so Elisabeth Hammer. Was wir tun müssen, damit unsere Zukunft nicht auf der Straße landet, darüber schreibt die Geschäftsführerin von neunerhaus.

Portrait-Foto von Elisabeth Hammer, neunerhaus Geschäftsführerin
Elisabeth Hammer neunerhaus Geschäftsführerin

Vor zehn Jahren hat noch niemand über junge wohnungslose Menschen gesprochen. Es gab sie zwar als kleine, überschaubare Gruppe, aber ihre Zahl wurde nicht einmal erhoben. Bei neunerhaus haben wir noch lange nicht daran gedacht, ein Haus oder ein Angebot speziell für junge Erwachsene zu entwickeln. Mittlerweile ist die Obdach- und Wohnungslosigkeit von jungen Erwachsenen jedoch zu einer massiven Herausforderung für die Stadt geworden: 19 Prozent aller obdach- und wohnungslosen Menschen in Wien sind jünger als 30. In Wien ist jede*r Dritte unter 25 Jahren armutsgefährdet. Die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich ist doppelt so hoch wie im Rest der Gesellschaft und das Durchschnittseinkommen von jungen Erwachsenen liegt mit 1.521 Euro unter der Armutsgrenze. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung wird sich die Situation für junge Menschen weiter verschärfen. Das alles ist besorgniserregend. Das ist nicht hinnehmbar. Wir müssen jetzt etwas tun.

„Wir müssen jetzt etwas tun!“

Jetzt ist es an der Zeit zu handeln, damit junge Menschen eine gute Zukunft haben, so Elisabeth Hammer

Junge Menschen sind unsere Zukunft. Wenn sie sich an uns wenden, weil sie nicht mehr weiterwissen und nicht wissen, wohin, berührt mich das besonders. Ihre Geschichte ist eine des wiederholten Scheiterns, der großen Krisen und der vielen verpassten Chancen. An ihren Geschichten sehen wir, wo die vorgelagerten Systeme versagen, wo die Wohnpolitik und der Wohnungsmarkt keine Rücksicht auf sie nehmen und wo familiäre Strukturen und Netzwerke nicht stark genug sind.

Schneller und unbürokratischer Zugang zu Wohnplätzen und professionelle Betreuung

Niemand sollte auf der Straße landen, schon gar nicht junge Menschen. Aber wenn sie es doch tun, dann sind wir für sie da – und zwar mit aller Kraft und mit unserer ganzen Expertise. Das Chancenhaus neunerhaus Billrothstraße ist ein erster sicherer Hafen: Hier müssen sie nicht jeden Tag um einen Schlafplatz anstehen und in der Früh wieder hinaus. Sie haben schnellen und unbürokratischen Zugang zu einem befristeten Wohnplatz und zu professioneller und intensiver Betreuung, damit sie den Alltag auf lange Sicht wieder alleine bewältigen und auf eigenen Beinen stehen können.

Die Wohnungslosenhilfe sollte das letzte Auffangnetz sein. Wir setzen alles daran, dass junge Menschen erst gar nicht ohne feste Bleibe dastehen. Wir machen sichtbar, wo Wohnungsmarkt und Wohnpolitik versagen. Wir fordern mehr leistbaren Wohnraum, flexiblere Wohnformen und einfacheren Zugang zum kommunalen Wohnbau. Denn: Die Leben
von jungen Erwachsenen sind vielfältig, die Wohnmöglichkeiten sollten es auch sein – und dabei trotzdem leistbar und sicher sein. Damit unsere Zukunft nicht auf der Straße landet.


Zukunft ohne Zuhause. Wenn junge Menschen obdach- oder wohnungslos sind.

Fast jede*r Fünfte in der Wiener Wohnungslosenhilfe ist unter 30. neunerhaus ist für sie da und setzt sich für ihr Recht auf Wohnen, ein würdevolles Leben und eine selbstbestimmte Zukunft ein. Hier erzählen wir, wie wir das machen.

Dieser Beitrag ist in der 56. Ausgabe der neuner News – dem Spendenmagazin von neunerhaus – zu lesen.