Wer die Wohnung verliert, wird zum Bittsteller: Für einen Schlafplatz, für Unterstützung, die man hofft, in Anspruch nehmen zu können. Eine eigene Wohnung, wie es der Housing First-Ansatz vorsieht, bedeutet hingegen, ein Mensch mit Rechten und Pflichten zu sein. Die eigenen vier Wände gehören zu einem eigenständigen und würdevollen Leben,
und geben Raum, sich um andere wichtige Bereiche des Lebens zu kümmern, wie Arbeit oder Ausbildung.
Derzeit ist Wohnen ein knappes Gut, die Nachfrage nach leistbaren Wohnungen größer als das Angebot. Für viele steigen die Mieten stärker als ihre Einkommen. Immer mehr Menschen fürchten in Bedrängnis zu kommen, überhaupt eine leistbare Wohnung zu finden oder sich die Wohnkosten bald nicht mehr leisten zu können. Vergangenes Jahr haben über 1.000 Personen aus genau diesem letztgenannten Grund unsere Beratungsstellen Housing First und Mobil betreutes Wohnen aufgesucht. Das kann uns als Gesellschaft nicht gleichgültig sein.
Viele, die von Armut und Wohnungslosigkeit betroffen sind, können zunächst noch auf familiäre oder freundschaftliche Netzwerke zurückgreifen. neunerhaus bietet besonders für Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen auf sich allein gestellt sind, das, was sie gerade brauchen: Wir beraten und sind präventiv tätig, damit sie ihre Wohnung erst gar nicht verlieren, wir akquirieren und vermitteln leistbaren Wohnraum, damit Menschen, die von Obdach- oder Wohnungslosigkeit betroffen sind, wieder ihren eigenen Schlüssel in Händen halten können. Und wir bieten unbürokratische und einfache Hilfe im Krankheits- und Krisenfall. So tragen wir dafür Sorge, dass Wohnungslosigkeit möglichst nur eine kurze Phase im Leben der Betroffenen ist.
neunerhaus denkt Gesundheit und Soziales zusammen, setzt seit über zehn Jahren erfolgreich auf Housing First und pocht auf einen inklusiven Wohnungsmarkt, der das Grundbedürfnis Wohnen erfüllt. Für alle. Denn es gilt: Dass Menschen dauerhaft wohnungs- oder obdachlos sind, das kann uns als Gesellschaft nicht gleichgültig sein.
Dieser Beitrag erschien erstmals in der 53. Ausgabe der neuner News – dem Spendenmagazin von neunerhaus.