„Die Kunstauktion ist wie ein Marathon.“

Seit mehr als zwei Jahrzehnten kuratiert Michael Walk die neunerhaus Kunstauktion. Er erzählt, wie aus einem kurzfristigen Job ein Lebensprojekt wurde.

neunerhaus: Du sagst, du hast keine Ordnung am Schreibtisch. Aber du sorgst bei der neunerhaus Kunstauktion dafür, dass alles in geordneten Bahnen über die Bühne läuft.

Michael Walk: Ja, ich kuratiere und organisiere sie gemeinsam mit der Veronika (Anm. neunerhaus Mitarbeiterin, Veranstaltungen). Die neunerhaus Kunstauktion ist mittlerweile ein Ganzjahresprojekt für mich geworden. Ich bin viel unterwegs, besuche Künstler*innen, Galerien, Museen und Vernissagen. Ich frage die Künstler*innen an, das sind aktuell ca. 160 und besuche sie auch alle persönlich, was mir sehr wichtig ist.

Wie lief deine erste Kunstauktion?

Als ich angefangen habe, war die Auktion halbfertig – ich habe dem neunerhaus Vorstand gesagt, ich habe eigentlich keine Ahnung von Kunst (lacht). Sie haben mir eine Liste mit Namen und Telefonnummern gegeben und ich habe mich mal durchtelefoniert. Der Auktionskatalog war halb so dick, wie er heute ist. Aber die Auktion war ein großer Erfolg und ich wurde gefragt, ob ich nicht bleiben wolle.

Die Kunstauktion in einem Satz?

Die Kunstauktion ist wie ein Marathon. Du stehst am Anfang und du weißt, du musst 42 Kilometer laufen und das wird extrem hart. Und das ist bei der Auktion am Anfang auch so, wenn ich weiß, jetzt habe ich 150, 160 Kontakte und Besuche vor mir. Aber ich bin wirklich sehr dankbar und demütig, dass ich das machen darf. Ich habe die Kunst lieben gelernt und auch die Menschen, mit denen mich oftmals Freundschaften verbinden.

Was wirst du am Tag nach der diesjährigen neunerhaus Kunstaktion machen?

(lacht) Keine Kunst bis Weihnachten! Nein, das funktioniert nicht, weil natürlich gibt es dann wieder Eröffnungen irgendwo. Da gehe ich hin. Ich gebe zu, wenn wir die Bilder für den Nachverkauf aufgehängt haben, dann reicht’s. Du brauchst einfach mal eine Pause und ein bisschen Abstand.

Die neunerhaus Kampagne lautet #ÜberLebenReden. Was ist für dich der Unterschied zwischen Leben und Überleben?

Leben ist, dass ich die Dinge, die ich machen will, so machen kann, wie ich es mir vorstelle. Ob das jetzt die Arbeit ist, ob das im Privaten ist, dass ich halbwegs gesund bin, dass man keine Schmerzen hat. Wenn man das Leben und Überleben als Gegenpole betrachtet, dann ist das Leben, so einen schönen Tag wie heute zu genießen, die Kunst zu genießen, mit Menschen zusammen zu sein. Mit meinem Hund Gassi zu gehen.

neunerhaus beschäftigt sich mit dem Überleben. Vor meiner Zeit bei neunerhaus habe ich nie Kontakt mit Menschen gehabt, die auf der Straße gelebt haben. Dann habe ich auch die Schicksale kennengelernt und gemerkt, dass Leben und Überleben eine Gratwanderung ist und es ganz schnell passieren kann, dass man vom Leben ins Überleben kommt.

Du wolltest den Job damals nur für ein paar Monate machen, was ist passiert?

Ich wurde angerufen, weil neunerhaus jemanden für´s Fundraising und für die Auktion gebraucht hat. Ich war damals im Banken- und im Finanzdienstleistungsbereich tätig und wollte mich in dem Bereich neu ausrichten. Aus ein paar Monaten sind mittlerweile über 20 Jahre geworden. Nach kurzer Zeit habe ich bei neunerhaus die Sinnhaftigkeit meiner Arbeit erlebt.

„Ich weiß ganz genau, warum ich das mache. Diese Sinnhaftigkeit meiner Arbeit verbunden mit der Liebe zur Kunst: Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“

Michael Walk kuratiert die neunerhaus Kunstauktion und weiß jeden Tag, warum er das macht.

Hier mehr über die neunerhaus Kunstauktion erfahren.