„Drastische Entscheidungen“

neunerhaus Geschäftsführerin Elisabeth Hammer berichtet in den neuner News #49 darüber, wie sich die aktuellen Teuerungen auf die neunerhaus Nutzer*innen auswirken

Elisabeth Hammer
© Christoph Liebentritt

Massiv steigende Wohn- und Energiekosten, Inflation und dazu Einkommen, die nicht mithalten. Es ist schwieriger geworden, für uns alle. Das bedeutet aber nicht, dass wir alle im selben Boot sitzen. Ja, auch Menschen höherer Einkommensschichten müssen, teilweise zum ersten Mal in ihrem Leben, abwägen: Greife ich im Supermarkt weiterhin nach den teureren Produkten? Wähle ich heuer eine andere Urlaubsvariante? Während jene Menschen beim Blick auf die Rechnung in ihrem Lieblingsgasthaus kurz schlucken müssen, war ein Restaurantbesuch für andere schon vor der aktuellen Teuerungswelle keine Option.

Nutzer*innen, die Unterstützung bei neunerhaus suchen, stehen vor drastischen Entscheidungen: Wo kann ich mich wärmen, wenn ich mit der Mindestpension meine vier Wände schlicht nicht „derheizen“ kann? Was kann ich tun, wenn die Räumungsklage ins Haus flattert und das Geld auf dem Konto nicht reicht für die nächste Miete? An wen kann ich mich wenden, wenn ich bereits keine Wohnung mehr habe und mein vierbeiniger Gefährte tiermedizinische Hilfe braucht?

Bei neunerhaus können wir viele dieser individuellen Probleme lindern, Krisen abfangen und Menschen davor bewahren, dass sich die Abwärtsspirale weiterdreht. Mit Wohnangeboten für unterschiedliche Bedürfnisse, mit sozialarbeiterischer Beratung und gutem Essen im neunerhaus Café, mit kostenloser Gesundheitsversorgung für wohnungslose und nichtversicherte Menschen, oder mit ehrenamtlichen Tierärzt*innen, die für die Begleiter wohnungsloser Menschen da sind. Dank eines breit aufgestellten Kooperationsnetzwerks und Menschen wie Ihnen sind diese Angebote weiterhin krisenfest aufgestellt.

Das ist jedoch nur eine Seite der Medaille – denn auch wenn gesellschaftliche Krisen anhand Einzelschicksale am sichtbarsten sind, bleibt das Problem ein strukturelles. Und strukturelle Probleme müssen auf ebendieser Ebene gelöst werden: Wir brauchen dauerhaft leistbare Wohnkosten, krisenfeste Einkommen und den politischen Willen, bereits bestehende Angebote wie Housing First voranzutreiben, die nachhaltig helfen und auf systemischer Ebene wirken. In einem Land wie Österreich ist das machbar. Wir arbeiten dran, dass das Machbare möglich wird.

Dieser Beitrag ist in den neuner News #49 erschienen.