Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin Anna F. arbeitete als Gesundheitsfachkraft im neunerhaus Hagenmüllergasse. Zu ihrem Abschied hat sie neunerhaus ein Interview geschenkt und gewährt dabei Einblick in ihre ganz persönliche Herangehensweise: Vertrauen als Basis.
Anna F. kennt die Namen aller 78 Bewohner*innen des neunerhaus Hagenmüllergasse. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeitet seit drei Jahren bei neunerhaus. Klassische Arbeitskleidung trägt sie nicht. Auch ihre Arbeit unterscheidet sich zunächst von der einer klassischen Pflegekraft.
Menschen, die ins neunerhaus Hagenmüllergasse einziehen, waren oft lange Zeit obdach- oder wohnungslos. Gerade weil sie keinen festen Wohnsitz hatten, mussten sie sich um andere Dinge als um ihre Gesundheit kümmern: Wo schlafe ich heute Nacht? Wo bekomme ich etwas zu essen, zu trinken? Jene, die sich medizinische Hilfe suchten, berichten von Beschämung, Abwertung und Bevormundung.
Auch um die Liebe kann es gehen.
Die Bewohner*innen des neunerhaus Hagenmüllergasse kamen mit vielen Themen zu Anna F.
Wie kann es gelingen, dass sich Menschen wieder ihrer Gesundheit annehmen? Für Anna F. steht fest: durch Vertrauensaufbau. Sie ist viel im Haus unterwegs, trifft die Bewohner*innen im hauseigenen Café und im Hof. Sie hört zu und interessiert sich für ihre Geschichte. Sie möchte nicht verurteilen, sondern einen Ort schaffen, an dem sich die Bewohner*innen sicher fühlen: „Viele kommen mit Dingen, die im ersten Moment wirklich nichts mit meinem Beruf zu tun haben. Sie kommen, wenn sie eine Krise haben oder eine schlechte Phase. Auch um die Liebe kann es gehen.“
So individuell die Geschichten der Bewohner*innen sind, so unterschiedlich ist auch Anna F.s Herangehensweise. Ein Spezialrezept, welches für alle Bewohnerinnen funktioniert, gebe es nicht, erzählt sie. Doch ein sicherer Wohnplatz ist ein erster wichtiger Schritt für ein gesundes und eigenständiges Leben. Im neunerhaus Hagenmüllergasse werden Bewohner*innen vom ganzen Team auf diesem Weg begleitet. Wie und in welchem Tempo sie ihn gehen, entscheiden sie selbst. Damit, so Anna F., wurde schon sehr viel erreicht. Und das führt letztlich doch dazu, dass einige klassische Tätigkeiten wie Sprechstunde, Verbandswechsel, Medikamentenausgabe, Begleitungen zu Arztterminen doch auch zum Arbeitsalltag von Anna F. gehören.
Wohnen bei neunerhaus
In den neunerhaus Wohnhäusern arbeiten Sozialarbeiter*innen, Gesundheitspersonal, Peers und Assistent*innen für Wohnen und Alltag zusammen, um den Bewohner*innen ein eigenständiges und gesundes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
Dieser Beitrag erscheint in der 55. Ausgabe der neuner News – dem Spendenmagazin von neunerhaus. Das Magazin erscheint drei Mal jährlich. Lesen Sie hier die aktuellsten Ausgaben, stöbern Sie im Online-Archiv oder bestellen Sie ein kostenloses Print-Abo: Printversion bestellen