
Janosch R. wurde jung wohnungslos. In einem letzten Kraftakt krempelt er sein Leben um. Bei neunerhaus hat er 2025 die Ausbildung zum Peer der Wohnungslosenhilfe abgeschlossen.
„Meine Mama hat sich umgebracht, da war ich 13.“ Janosch R. antwortet mit ruhiger und fester Stimme auf die Frage, was bei ihm in jungen Jahren zu Obdach- und Wohnungslosigkeit führte. Er war gerade noch ein Kind, zehn, als seine Schwester verstarb. Drei Jahre später beging seine Mutter Selbstmord. Janosch R., der Mitten in der Pubertät steckt, die Welt und sich selbst darin kennenlernen und entdecken sollte, kämpft mit seiner zerrütteten Innenwelt. Trauer, Verlust, Traumata. Die Gleichzeitigkeit der Schicksalsschläge überrollt die gesamte Familie und lässt sie überfordert zurück. Janosch R. beginnt früh, den Schmerz mit Medikamenten zu betäuben. Er steigert den Konsum, eine Suchterkrankung manifestiert sich.
„Meine Mama hat sich umgebracht, da war ich 13.“
Auf die Frage, warum er wohnungslos wurde, geht Janosch R. zurück in seine Jugend.
Der heute 29-Jährige versuchte immer wieder aufzustehen, begibt sich mehrmals auf Entzug, wird wieder rückfällig. Es gab eine Zeit, da hatte er sich selbst schon aufgegeben. Mit Mitte zwanzig steht er nach dem letzten Entzug auf der Straße. Drei Jahre lang wird er in einer Einrichtung für suchtkranke obdach- und wohnungslose Männer wohnen. Er wird sein Umfeld ändern und mit Kampfsport beginnen. Und er wird Vater. Seine Tochter ist sein Leben. Auch für sie krempelt er sein Leben um. Er will ihr ein stabiles Umfeld schaffen.
„Das ist das Beste, was ich mit meiner Geschichte machen kann!“ Janosch R. ist seit zwei Jahren clean und wohnt mittlerweile in einer Gemeindewohnung. Dieses Jahr hat er die Ausbildung zum Peer am neunerhaus Peer Campus abgeschlossen. Seit seinem letzten Therapieaufenthalt weiß er, dass er im Sozialbereich tätig sein will. Mit seiner Geschichte und seinen Erfahrungen will er anderen obdachund wohnungslosen Menschen helfen. Für ihn, der aufgrund seiner Suchterkrankung lange Zeit nicht arbeiten konnte, sei der Job die perfekte Möglichkeit, um wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Seine Familie und er sind überglücklich, dass er es noch einmal geschafft hat – loszukommen von der Suchterkrankung und anzukommen im neuen Leben: Als Vater und als Peer.
Zukunft ohne Zuhause. Wenn junge Menschen obdach- oder wohnungslos sind.
Fast jede*r Fünfte in der Wiener Wohnungslosenhilfe ist unter 30. neunerhaus ist für sie da und setzt sich für ihr Recht auf Wohnen, ein würdevolles Leben und eine selbstbestimmte Zukunft ein. Hier erzählen wir, wie wir das machen.
Dieser Beitrag ist in der 56. Ausgabe der neuner News – dem Spendenmagazin von neunerhaus, zu lesen.