Manuela C. verlor erst ihre Eltern und dann ihre Wohnung. Hier erzählt sie von ihrem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben.
Erinnerungen an eine schöne Kindheit
Manuela C. wuchs als glückliches Kind in Wien auf. Als junge Erwachsene arbeitete sie in einer Trafik. Sie liebte den Umgang mit den Kund*innen, lauschte den Geschichten der älteren Damen, die morgens in die Trafik kamen. Eine erste Zäsur war der schwere Autounfall im Alter von 24 Jahren, bei dem sie nur knapp mit dem Leben davonkam. Der Weg zurück in ein gesundes Leben war mühsam.
Krankheit und Verlust
Vor 15 Jahren erkrankte die Mutter von Manuela C. Zwischen der Diagnose und ihrem Tod lagen nur wenige Monate. Ihr Vater zerbrach am Verlust. Nur wenige Jahre nach dem Tod ihrer Mutter musste sie das Begräbnis ihres Vaters organisieren.
„Der Papa ist zur Hälfte mitgestorben.“
Als die Mutter von Manuela C. nach kurzer, schwerer Krankheit verstirbt, fällt ihr Vater in ein tiefes Loch.
Als schließlich auch ihr geliebter Onkel verstarb und sie somit den letzten Verwandten aus ihrer Familie verloren hatte, fiel sie in ein Loch. Sie öffnete keine Briefe mehr, bezahlte keine Rechnung, ihre Mietschulden stiegen. 2018 wurde sie delogiert. Für einige Wochen kam sie bei einer Freundin unter.
Wie viele Frauen, die eine Zeit ang von Couch zu Couch ziehen, um nicht auf der Straße zu landen, war Manuela C. zunächst verdeckt wohnungslos. Als sie schließlich in ein Übergangsquartiert zog, stand sie zunächst unter Schock: Das Leid der anderen, deren Krankheiten, der körperliche und seelische Zerfall – all das und die eigene Ausweglosigkeit, waren zu viel. Ihre Verzweiflung wich allmählich und ihr Tatendrang kehrte zurück. Sie organisierte sich selbst einen Wohnplatz in einer Einrichtung nur für Frauen. Dort kochte sie für die Mitbewohnerinnen, sie hörte ihnen zu und war für sie da. Und sie begann in einer niederschwelligen Einrichtung für obdachlose Menschen ehrenamtlich zu arbeiten. Als man sie ermutigte, die Ausbildung zum Peer der Wohnungslosenhilfe am neunerhaus Peer Campus zu machen, zögerte sie zunächst noch.
Heute wohnt sie wieder in ihren eigenen vier Wänden. Im Frühjahr 2025 ist sie eine von 18 Absolventinnen am neunerhaus Peer Campus. Im September trat sie ihre erste Arbeitsstelle nach Jahren an. Sie ist wieder stolz auf sich
Dieser Beitrag ist in der 57. Ausgabe der neuner News – dem Spendenmagazin von neunerhaus – zu lesen.