Obdach- und wohnungslose sowie nichtversicherte Menschen haben ein höheres Risiko, an Hepatitis C zu erkranken. Warum das so ist, was man über die Krankheit wissen sollte und wie neunerhaus Betroffenen hilft, wird in diesem Artikel erklärt.
Was ist eigentlich Hepatitis C und welche Symptome treten auf?
Hepatitis C ist eine infektiöse Leberentzündung, die durch das Hepatitis-C-Virus (HCV) übertragen wird. Meist verläuft die Erkrankung mild und ohne Symptome. Die ersten Symptome sind Müdigkeit, Übelkeit oder Zeichen eines grippalen Infekts. Bei einem Viertel der Erkrankten kommt es nach 20 Jahren zu einer Leberzirrhose. Liegen Ko-Infektionen oder Alkoholismus vor, entwickelt sich die Krankheit schneller. In Österreich sind 0,15-0,4 Prozent der Bevölkerung an Hepatitis C erkrankt.
Ist Hepatitis C heilbar und wenn ja, wie wird die Erkrankung behandelt?
Ja, die Erkrankung ist zu fast 100 Prozent heilbar, wenn sie früh genug diagnostiziert und behandelt wird. Je weiter die Erkrankung voranschreitet, desto schwieriger ist es, mit der Krankheit umzugehen. Hat das Virus erst einmal eine Leberzirrhose verursacht, kann sich dieser Leberschaden nur sehr langsam oder gar nicht zurückbilden oder sogar Leberzellkrebs entstehen, auch wenn man das Virus wieder loswird.
Hepatitis C wird mit Medikamenten behandelt, die man, je nachdem wie weit die Krankheit fortgeschritten ist, für zwei bis drei Monate einnimmt. Die Tabletten müssen täglich eingenommen werden, im besten Fall zur gleichen Zeit und mit einer Mahlzeit.
Wenn Hepatitis C heilbar ist, was macht die Krankheit dann gefährlich?
Erkrankte wissen oftmals nicht, dass sie das Virus in sich tragen. Wird die Erkrankung nicht diagnostiziert oder bleibt unbehandelt, können schwerwiegende Erkrankungen der Leber entstehen. Die Kosten der Therapie sind enorm, für nichtversicherte Menschen unleistbar.
Ist Hepatitis C ansteckend?
Ja, Hepatitis C ist ansteckend und wird in erster Linie über Kontakt mit Blut übertragen. So kann es übertragen werden:
- Bei gemeinsamer Verwendung von verunreinigten Injektionsspritzen und -zubehör
- bei medizinischen Eingriffen, Stechen von Tätowierungen oder Piercings mit nicht sterilen Instrumenten
- über Geschlechtsverkehr (eher selten)
- Übertragung von der Mutter auf ihr Kind während der Geburt (eher selten)
Bei welchen Anzeichen werden Patient*innen im neunerhaus Gesundheitszentrum auf Hepatitis C getestet?
Die Möglichkeit der Testung wird proaktiv angeboten. Die Zielgruppe von neunerhaus, obdach- und wohnungslose sowie nichtversicherte Menschen zählen zur Hepatitis-C-Risiko-Gruppe (siehe Frage unten).
Warum zählen obdach- und wohnungslose und nichtversicherte Menschen zur Risiko-Gruppe?
- Eines der größten Probleme besteht darin, Wissen über die Krankheit, den eigenen Status und Therapiemöglichkeiten zu erlangen: Was ist diese Krankheit, wo kann ich mich testen lassen und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
- Im Falle einer Krankenversicherung übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Therapie. Die Kosten für die zwei- bis dreimonatige Hepatitis C-Therapie belaufen sich auf etwa 30.000 Euro. Für nichtversicherte Personen, die ohnehin über sehr wenig Einkommen verfügen, sind diese Kosten alleine nicht zu stemmen.
- Die Einnahme der Medikamente muss täglich über mehrere Monate hinweg und idealerweise zur selben Zeit mit einer Mahlzeit erfolgen. Für Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben, sich jeden Tag überlegen müssen, wo sie schlafen können und woher sie Essen bekommen, ist das oftmals schwer zu bewerkstelligen.
- Die Verbreitung der Krankheit ist in einigen Herkunftsländern der neunerhaus Patient*innen höher als in Österreich. Das liegt zum Teil auch an dem dortigen Gesundheitssystem, da eine Ansteckung durch schlechte hygienische Standards, z.B. bei Bluttransfusionen oder chirurgischen Eingriffen, passieren kann.
Zur größten Risikogruppe zählen Personen, die intravenös Drogen konsumieren. Auch Sexarbeiter*innen zählen zur Risikogruppe. Bei obdach- und wohnungslosen und nichtversicherten Menschen können sich diese Risikofaktoren überlappen.
Wie hilft neunerhaus? Ein konkretes Beispiel.
Das neunerhaus Gesundheitszentrum bietet kostenlose Tests und Beratung und ist Teil der Initiative „Let’s End Hepatitis C in Vienna.“ Seit Start der Initiative 2020 wurden alleine bei neunerhaus über 750 Personen auf das Virus getestet. Teil der Initiative ist es außerdem, nichtversicherten Menschen die medikamentöse Therapie zu ermöglichen.
Ein Beispiel: neunerhaus hat bei einem obdachlos lebenden Mann Hepatitis C diagnostiziert, seine Leber war schon angegriffen. neunerhaus organisierte für die Dauer der Therapie einen Wohnplatz in einer Einrichtung für obdach- und wohnungslose Menschen. So hatte er in diesen drei Monaten die nötige Stabilität, um die Krankheit zu behandeln.
Was muss man unbedingt über die Krankheit wissen?
Hepatitis C ist ansteckend. Es ist deshalb wichtig, den eigenen Status zu kennen, denn die Krankheit kann unbemerkt zu einem Leberschaden führen und auch für andere ansteckend sein. Schließlich ist Hepatitis C mittlerweile sehr gut heilbar, die Medikamente haben fast keine Nebenwirkungen, auch wenn sie für nichtversicherte exorbitant teuer sind.
Quellen: Sozialministerium; neunerhaus Gesundheitszentrum