Schauspieler Hans Sigl im Gespräch mit neunerhaus Geschäftsführerin Daniela Unterholzner.
Daniela Unterholzner: Abseits von Ihrer Rolle als „Der Bergdoktor“, was macht für Sie Gesundheit aus?
Hans Sigl: Ich denke, zuallererst braucht man ein Bewusstsein sich selbst gegenüber, einen Blick auf sich selber, der wertvoll und positiv ist – und daran scheitert es manchmal. Wenn du die Verantwortung bekommen würdest für jemanden, auf den du aufpassen und für den du sorgen musst, dann würdest du alles tun, damit es diesem Menschen gutgeht. Seltsamerweise, wenn man dann dieser Mensch selber ist, ist man nicht mehr so aufmerksam, dass es diesem Menschen gut geht. Dann achtet man vielleicht weniger auf ausreichend Bewegung, auf mentale Gesundheit. Dabei ist es so wichtig, den ganzen Stress wegzukriegen, um wieder zu sich zurückzufinden.
Unterholzner: Was machen Sie, um wieder zu sich zurückzufinden?
Sigl: Ich schaue, dass ich ausreichend Ruhe kriege und mache so verlangsamende Dinge wie Golf spielen, ein sehr meditativer Sport, der mir hilft, abzuschalten. Ich gehe gern spazieren – manche würden es „Waldbaden“ nennen – und ich schwimme sehr gerne. Bahnen – 30 bis 60 Minuten, nicht unbedingt schnell, aber regelmäßig. Dieses „Herausziehen“ aus dem täglichen Wahnsinn, in welcher Form auch immer, ist wichtig.
Unterholzner: Dabei ist in unserer Zeit gerade so viel in Veränderung. Wie gehen Sie mit den ganzen Entwicklungen und Unsicherheiten um?
Sigl: Das Bewusstsein, Dinge beim Namen zu nennen und offen anzusprechen, schützt davor, krank zu werden und schützt vor Entwicklungen, die über einen hereinbrechen. Auch, dass man auf den anderen schaut. Empathie und das Miteinander sind ganz wesentlich. Hinschauen, hinhören, die Sinne aktivieren, das würde viel nutzen, und das tue ich auch.
Unterholzner: Gab es auch schwierige Momente in Ihrem Leben?
Sigl: Logisch, wie in jedem Leben hat es auch in meinem Situationen gegeben, wo es nicht so gelaufen ist, wie man es sich vorgestellt hat – sei es beruflich oder privat. Das Leben über 50 bringt etwas Positives mit sich, nämlich, dass man gelassener über alles nachdenkt. Ich beschreibe mich immer als Zweckoptimisten, somit habe ich meine Krisen auch als Challenge gesehen: Ich habe einen Plan, ich habe ein Ziel, und wenn der Weg dorthin einmal kurz verbaut war oder es anders gelaufen ist, habe ich mir gedacht: ‚Na, wird schon für etwas gut sein.‘
Unterholzner: Vielen Menschen fällt das nicht so leicht.
Sigl: Ich war relativ schnell auf mich allein gestellt, habe mit 16 alleine gewohnt, mein Leben – ich denke sogar gut – irgendwie gemeistert und gelernt: Wenn ich nichts für mich tue, dann tut es keiner. Wenn Lebensumstände allerdings ganz akut bedroht sind, dann ist es natürlich einfach gesagt, ‚Komm ins Tun, irgendwie wird es schon gehen‘. Jetzt spiele ich seit 19 Jahren einen Arzt und verbringe auch viel Zeit im Krankenhaus. Die große Dankbarkeit, wenn man während des Drehs in die Klinik hineingeht und dass man da auch wieder gesund rausgehen kann, verfliegt sehr schnell. Man macht sich generell wenig Gedanken über die Gesundheit – nur wenn sie nicht mehr da ist, ist sie elementar.
Unterholzner: Vielen Dank für das Gespräch!
Dieser Beitrag ist in der 57. Ausgabe der neuner News – dem Spendenmagazin von neunerhaus – zu lesen.