„Für obdach- und wohnungslose Frauen gibt es einfach viel zu wenig.“

Manuela C. lebt wieder in ihrer eigenen Wohnung. Sie weiß es aus eigener Erfahrung und aus ihrem Einblick als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Wohnungslosenhilfe: Für Frauen gibt es zu wenig Angebote. Davon handelt auch ihre Abschlussarbeit am neunerhaus Peer Campus.

Warum hast du dich für die Ausbildung zum Peer der Wohnungslosenhilfe am neunerhaus Peer Campus entschieden?

Ich möchte unbedingt arbeiten. Ich will nicht nur zu Hause sitzen, es sind ja noch ein paar Jahre bis zur Pension. Aber wenn du dich mit über 50 auf einen Job bewirbst und auch schon längere Zeit ausgefallen bist, ist es wirklich richtig schwierig, einen Job zu kriegen. Hier im Kurs bekam ich eine Chance, auch in meinem Alter.

Wie hast du vom Zertifikatskurs am neunerhaus Peer Campus erfahren?

Nachdem ich mein damalige Wohnung verloren habe, bin ich ins Haus Miriam gezogen (jetzt Haus Kim, eine Einrichtung für obdach- und wohnungslose Frauen, Lesben, inter, nicht-binären, trans und agender (FLINTA*-)-Personen). Eine Peer-Mitarbeiterin hat mir davon erzählt und alle haben zu mir gesagt: ‚Mach das doch, mach das doch!‘. Ich will den Menschen mitteilen, wie es uns – wie es mir selber – gegangen ist, und ich will obdach- und wohnungslosen Menschen zeigen, dass es weitergeht, auch wenn du die Wohnung verlierst.

Warum hast du die Wohnung verloren?

Ich habe meine Tante und dann meine Eltern verloren. Als mein Onkel, den ich zwei Jahre lang in meiner Wohnung pflegte, dann auch verstorben ist, konnte ich die Miete nicht mehr zahlen. Ich habe mir keine Hilfe gesucht, obwohl es mir sehr schlecht ging. Reflexartig habe ich immer gesagt: ‚Mir geht’s gut, mir geht’s eh gut!‘. Und plötzlich war die Wohnung weg und du stehst mit nichts da. Und da möchte ich eben anderen zeigen: Es geht weiter. Mittlerweile wohne ich auch wieder in einer eigenen Wohnung.

Wie war dein Praktikum, das du im Rahmen des Zertifikatskurses absolviert hast und wohin willst du nach dem Abschluss des Kurses?

Das Praktikum war wirklich toll! Ich war in einem Wohnhaus für 122 Menschen. Es ist wirklich super, dass es neben den Sozialarbeiter*innen auch Peers gibt. Wir waren ein cooles Team, ich wurde richtig super aufgenommen, Sie wollten mich zum Schluss gar nicht mehr gehen lassen und ein Bewohner wollte nur mit mir reden.

„Weil ich weiß, wie er fühlt.“

Peer Manuela C. baut im Praktikum Vertrauen zu einem Bewohner auf. Sie teilen die gleichen Erfahrungen.

Was möchtest du mit deiner Arbeit als Peer bewirken?

Ich möchte bewirken, dass noch mehr für obdachlose und wohnungslose Menschen getan wird. In meiner Abschlussarbeit geht es um Frauen. Für obdachlose und wohnungslose Frauen gibt es einfach viel zu wenig. Ich habe es selber gesehen. Ich arbeite ehrenamtlich in einer Einrichtung für obdach- und wohnunglose Menschen, in der auf 50 Männer vielleicht zehn Frauen kommen. Es gehört viel mehr getan für Frauen, und das würde ich gerne ändern. Das ist mein Anliegen.


Der Zertifikatskurs Peers der Wohnungslosenhilfe wurde 2017/2018 gemeinsam mit dem FSW entwickelt und wird durch eine Projektförderung des FSW finanziert. Mehr zum neunerhaus Peer Campus.