Was ist ein Chancenhaus?

neunerhaus betreibt seit 2023 das neunerhaus Billrothstraße als Chancenhaus für junge Erwachsene, die nicht wissen, wo sie die nächsten Nächte verbringen sollen. Doch was ist ein Chancenhaus überhaupt, wo liegt der Vorteil gegenüber anderen Einrichtungen und wo stößt selbst das Chancenhaus an seine Grenzen? Wir geben Antworten.

Sozialarbeiter*innen Manu S. und Toby A. aus dem neunerhaus Billrothstraße © Christoph Liebentritt

Was ist ein Chancenhaus?

Ein Chancenhaus ist eine Einrichtung für obdach- und wohnungslose Menschen, in der sie kurzfristig einziehen und für mehrere Monate bleiben können. In Wien gibt es mehrere spezialisierte Chancenhäuser, etwa für Frauen und Familien. Das neunerhaus Billrothstraße ist ein Chancenhaus für junge Erwachsene.

Was ist das Besondere an einem Chancenhaus? Gibt es Voraussetzungen, um dort einziehen zu können?

Menschen, die nicht wissen, wo sie die nächste Nacht verbringen können, sollen möglichst einfach eine Wohnmöglichkeit erhalten. Vor dem Einzug ist es nicht notwendig, einen Antrag auf einen Wohnplatz zu stellen. In Wien prüft etwa der Fonds Soziales Wien, ob jemand Anspruch auf einen Wohnplatz hat oder nicht.  Ein Chancenhaus ist ein niederschwelliges Angebot, um akute Wohnungslosigkeit schnell zu verringern oder zu verhindern.

Im neunerhaus Billrothstraße wird vor dem Einzug nur geklärt, ob das Angebot auch wirklich passend für die Person ist oder eine andere Einrichtung die bessere Lösung wäre.

Was ist der Unterschied zu einer Notschlafstelle?

Im Unterschied zu einer Notschlafstelle, die man morgens wieder verlassen muss, können die Bewohner*innen von Chancenhäusern mehrere Monate bleiben. Einzel- oder Doppelzimmer ermöglichen notwendige Rückzugsmöglichkeiten und mit einem eigenen Schlüssel können die Bewohner*innen – wie bei einer eigenen Wohnung – selbst bestimmen, wann sie kommen und gehen. Ab dem ersten Tag erhalten die Bewohner*innen intensive Betreuung von einem multiprofessionellen Team, um an der langfristigen Wohnperspektive zu arbeiten.

Was ist mit einer langfristigen Wohnperspektive gemeint?

Es wird geklärt, wo die Bewohner*innen nach der Zeit im Chancenhaus leben werden: Ob etwa eine eigenständige oder eine betreute Wohnung in Frage kommt, ob sie beispielsweise Anspruch auf eine Gemeindewohnung haben und welche Ausbildungs- und Arbeits- sowie Einkommensmöglichkeiten bestehen.

Wie lange können Bewohner*innen im Chancenhaus bleiben?

Die Wohndauer ist aktuell auf sieben Monate befristet. In den ersten drei Monaten geht es um die Klärung der langfristigen Wohnperspektive. Danach sollen jene Schritte unternommen werden, um die Pläne umzusetzen.

Warum sind Chancenhäuser wichtig?

Chancenhäuser tragen aufgrund des einfachen Zugangs dazu bei, akute Obdach- oder Wohnungslosigkeit rasch zu reduzieren.

Wo stoßen Chancenhäuser an ihre Grenzen?

Einerseits ist das Chancenhaus nicht für alle geeignet. So wird es etwa für diejenigen problematisch, die die Voraussetzungen für weitere Wohnangebote der Wohnungslosenhilfe nicht erfüllen. Das kann daran liegen, dass sie in einem anderen Bundesland oder im Ausland obdachlos wurden. Dadurch haben sie keinen Anspruch auf weitere Leistungen der Wiener Wohnungslosenhilfe. Für diese Menschen wirken Chancenhäuser nur sehr kurzfristig, da sie diese nur einmalig und für maximal drei Monate nutzen können.

Zum anderen fehlt es an leistbarem Wohnraum, insbesondere für junge Erwachsene. Es dauert oft sehr lange, in vielen Fällen zu lange, bis Bewohner*innen eine leistbare Wohnung finden.

Warum braucht es ein Chancenhaus für junge Erwachsene?

Junge Erwachsene, die nicht mehr nachhause können oder wollen, seit Wochen von Couch zu Couch gezogen sind oder auf der Straße oder in Parks schlafen mussten, haben viel durchgemacht. Im neunerhaus Billrothstraße können sie sich stabilisieren und zur Ruhe kommen, weil sie wissen, dass sie hier für eine Weile bleiben und an ihrer Zukunft arbeiten können.

Wer wohnt im Chancenhaus Billrothstraße? Welche jungen Erwachsenen sind von Obdachlosigkeit betroffen?

Im neunerhaus Billrothstraße wohnen junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren. Sie sind aus unterschiedlichen Gründen von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen. Was ihnen gemein ist, ist der Bruch in der Biografie, wie Toby A. aus dem Team der Sozialarbeit in diesem Blog-Beitrag erzählt.


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