Wien-Wahl 2025: Wie wollen die politischen Parteien Wohnungslosigkeit beenden?

neunerhaus hat im Vorfeld der Wiener Gemeinderatswahl 2025 die derzeit im Wiener Gemeinderat/Landtag vertretenen Parteien SPÖ, ÖVP, die Grünen, NEOS und FPÖ gefragt, wie sie Wohnungslosigkeit beenden wollen.

Laut Statistik Austria waren im Jahr 2023 in Österreich 20.573 Menschen offiziell als wohnungslos registriert. Das ist ein Anstieg von 4 % im Vergleich zum Vorjahr und der größte Anstieg seit 2013. Wir gehen davon aus, dass es eine etwa doppelt so hohe Dunkelziffer gibt. In Wien leben 55 % aller 2023 österreichweit registrierten wohnungslosen Menschen. Das sind 11.400 Menschen.

neunerhaus hilft vielen dieser Menschen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Beendigung von Wohnungslosigkeit. Eine Sozialorganisation allein kann das jedoch nicht schaffen – es braucht dafür auch engagierte und mutige Maßnahmen von politischen Entscheidungsträger*innen.

Diese Frage hat neunerhaus gestellt:

Welche Maßnahmen werden Sie im Falle einer Regierungsbeteiligung in Wien setzen, um Wohnungslosigkeit zu verhindern und in Wien nachhaltig zu beenden?

neunerhaus hat in der Anfrage darauf hingewiesen, dass die Antworten der Parteien veröffentlicht werden. Antworten in unterschiedlicher Länge kamen von allen Parteien mit Ausnahme der ÖVP. Die Antworten sind nach den Ergebnissen der Wahl 2020 gereiht und wurden nachfolgend zusammengefasst, die vollständigen Antworten sind im Originalwortlaut hier zu lesen.

Antwort SPÖ

Die SPÖ will wohnungslosen Menschen neben der Bereitstellung von Akutmaßnahmen den Weg zurück in ein eigenständiges Leben ermöglichen und verweist auf die bestehende Unterstützung, die die Stadt Wien gemeinsam mit der Wiener Wohnungslosenhilfe des FSW und in Kooperation mit Einrichtungen bietet. Diese Unterstützung will die SPÖ auch in Zukunft fortführen und, wo es gebraucht wird, weiter ausbauen.

Sozialpolitisch setzt die SPÖ auf Ursachenbekämpfung, damit Menschen in Wien gar nicht erst in die Lage kommen, wohnungslos zu sein und verweist diesbezüglich auf ein sicheres soziales Netz und den Wiener Teuerungsausgleich.

In Bezug auf leistbaren Wohnraum nennt die SPÖ neue Gemeindebauten, Sanierungsoffensiven und ein faires, transparentes Wohnungsvergabesystem als wohnpolitische Maßnahmen.

Die SPÖ will in die berufliche Zukunft investieren und verweist diesbezüglich auf Programme und Qualifikationsmaßnahmen wie beispielsweise das Jugendcollege, die neue Frauenarbeitsstiftung und die Joboffensive 50plus.

Anwort Grüne

Laut Grüne gibt es in Wien gute Voraussetzungen, um Wohnungslosigkeit zu beenden. Sie sehen die Wiener Wohnungslosenhilfe mit Housing First professionell und breit aufgestellt und führen an, dass der Anteil des sozialen Wohnbaus in keiner anderen europäischen Stadt so groß wie in Wien ist.

Die Grünen fordern weiters eine gemeinsame Strategie von Sozial-, Wohn- und Planungsressort und führen sechs zentrale Maßnahmen zur Beendigung von Wohnungslosigkeit an: Ausreichend Wohnungen für Housing First (1) sollen laut Grüne durch verbindliche Quoten aus verschiedenen Segmenten des Wohnungsmarktes kommen. Die Grünen fordern mehr sozialen Wohnbau (2) in Wien und geben als Zielwert 10.000 neue Gemeindewohnungen und 25.000 neue gemeinnützige Wohnungen bis 2030 an – inklusive zweckgebundener Verwendung von Wohnbaufördergeldern.  

Im grünen 6-Punkte-Plan wird eine Leerstandsabgabe (3) und eine städtische Wohnungsplattform gefordert, die 1/3 der Wohnungen für die Wiener Wohnungslosenhilfe zur Verfügung stellt. Ebenso setzen sie sich für ein einheitliches Wohngeld (4) ein und wollen sicherstellen, dass niemand mehr als ein Viertel des Haushaltseinkommens für Wohnen ausgeben muss.

Die Grünen fordern den Ausbau der Delogierungsprävention (5) sowie ausreichende Ressourcen für die aufsuchende und niederschwellige psychosoziale Versorgung für obdachlose Menschen im öffentlichen Raum, sowie ganzjährige Notversorgung, Sozial- und Rückkehrberatung (6).

Antwort NEOS

Die NEOS bekennen sich zu Housing First und weisen diesbezüglich auch auf die Verankerung im Bundesregierungsprogramm hin.  

Die NEOS wollen jungen, wohnungslosen Menschen gesellschaftliche Teilhabe und den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen, als Beispiel führen sie das neue LAB65 in Wien an.

Zur Verbesserung der Situation von Menschen, die von Wohnungs- und Obdachlosigkeit betroffen sind, befürworten die NEOS innovative Lösungen. Laut NEOS sollen Notschlafstellen 365 Tage im Jahr in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen – auch im Sommer.

Sozialpolitisch wollen die NEOS die Ressourcen für die aufsuchende, mobile Sozialarbeit erhöhen, damit die Herausforderungen vor Ort identifiziert und mit möglichst niederschwelligen Angeboten begegnet werden kann.

Antwort FPÖ

Die FPÖ setzt sich dafür ein, dass Gemeindewohnungen ausschließlich an österreichische Staatsbürger*innen vergeben werden.

Laut FPÖ sollen Notschlafstellen flächendeckend in Wien zur Verfügung gestellt werden.


Wie neunerhaus leistbares Wohnen und Wohnungslosigkeit beenden will und welche Forderungen neunerhaus an die wahlwerbenden Parteien richtet, haben wir hier zusammengefasst.

Hier beantworten die Parteien, wie sie leistbares Wohnen in Wien ermöglichen wollen.