Wohnungslosigkeit in Zahlen

Fast 20.000 Menschen waren im Jahr 2021 in Österreich obdach- oder wohnungslos, mehr als die Hälfte davon allein in Wien.

Sie sind viele, und sie sind vielfältig: Im Jahr 2021 waren laut Statistik Austria 19.450 Personen in Österreich als obdach- und wohnungslos registriert – 58,3 Prozent davon in Wien. Nur ein kleiner Teil von ihnen sind jene Menschen, die man draußen auf der Straße sieht: Viele kommen kurzfristig bei Freund*innen oder Bekannten unter, leben in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe oder halten sich dort auf, wo sie nicht wahrnehmbar sind. Dabei ist die Diversität groß: Menschen, die nach einem Beziehungsende kurzfristig keine Wohnung haben, Frauen mit Kindern, die aus Gewaltbeziehungen fliehen, Menschen, die schon in jungen Jahren ihr Zuhause verlieren – das sind nur einige Beispiele.

Bei den unter 18-Jährigen sind es etwa gleich viele Männer wie Frauen, während bei erwachsenen Personen eine größere Anzahl Männer zu finden ist. Je nach Geschlecht sind Menschen unterschiedlich von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen. Jene Menschen, die sich weder als Frau noch als Mann definieren, begegnen auf ihrem Weg nochmal spezifischeren Herausforderungen. Besonders Frauen sind häufig von unsichtbarer Wohnungslosigkeit betroffen und haben in vielen Fällen Erfahrungen mit Gewalt und Missbrauch gemacht. Unsichtbare Wohnungslosigkeit bezieht sich auf Personen, die in prekären Wohnsituationen leben, zum Beispiel auf der Couch einer*m Freund*in oder in einer Partnerschaft, in der sie Gewalt ausgesetzt sind.

© Christoph Liebentritt
Es kann jede*n treffen

Knapp sechs Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Österreich hat bereits eine Phase der Obdach- oder Wohnungslosigkeit erlebt. Hochgerechnet sind das zwischen 300.000 und 440.000 Personen. Insgesamt ist die Zahl der registrierten obdach- und wohnungslosen Menschen von 2008 bis 2013 jährlich gestiegen, seit 2019 sinkt sie aber wieder. Von 2019 auf 2020 ist diese Anzahl um 2.089 Personen gesunken – eine der stärksten Reduktionen in den letzten Jahren. 2021 ist weiterhin ein Rückgang zu sehen, der jedoch von 2020 auf 2021 mit 727 Personen geringer ausfällt. Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen führen dazu, dass die Zahl ansteigt oder sinkt – oft sind diese Auswirkungen aber erst verspätet beobachtbar: „Wir wissen, dass sich zeitversetzt nach jeder größeren Wirtschaftskrise die Zahlen von Obdach- und Wohnungslosigkeit erhöhen. Zum Beispiel ist in den fünf Jahren nach der Finanzkrise 2008 die Zahl obdach- und wohnungslosen Menschen um ein Drittel gestiegen“, berichtet Elisabeth Hammer, neunerhaus Geschäftsführung.

Wir sind da

neunerhaus bietet obdach- und wohnungslosen Menschen wieder ein eigenes Zuhause und sozialarbeiterische Beratung in schwierigen Lebenssituationen. Im neunerhaus Gesundheitszentrum werden obdachlose und nichtversicherte Menschen medizinisch und zahnmedizinisch versorgt, um ihre Tiere kümmern sich ehrenamtliche Tierärzt*innen in der neunerhaus Tierärztlichen Versorgung.